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Neukaledonien: Die Südsee brennt: Tausende protestieren gewaltsam gegen neues Wahlrecht

Stern 
Neukaledonien: Die Südsee brennt: Tausende protestieren gewaltsam gegen neues Wahlrecht

Eine Reform, die eingewanderten Franzosen nach zehn Jahren das Wahlrecht gibt, erschüttert Neukaledonien: Seit Tagen protestieren Tausende in Frankreichs Überseegebiet gewaltsam dagegen. Fünf Menschen kamen ums Leben. Es gilt der Ausnahmezustand.

Geplünderte Geschäfte, Rauchsäulen über der Hauptstadt Nouméa, Barrikaden und inzwischen auch Tote: Seit Tagen protestieren Tausende von Einwohnern Neukaledoniens gewaltsam gegen eine geplante Wahlrechtsreform. Mindestens fünf Menschen sind bei den Unruhen bisher ums Leben gekommen, darunter auch zwei Polizisten. Hunderte weitere Menschen wurden verletzt. 

Ausnahmezustand in Neukaledonien

Die Zentralregierung in Paris hat für das Überseegebiet im Südpazifik nun für zwölf Tage den Ausnahmezustand verhängt. Damit ist es nun unter anderem möglich, die Bewegungsfreiheit der Bürger einzuschränken und Hausarrest anzuordnen. Außerdem ist der Zugang zum Onlinedienst Tiktok vorläufig gesperrt; der wird von vielen Protestierenden genutzt. Soldaten sichern darüber hinaus Brücken und den vorerst geschlossenen Flughafen.

Teaser Neukaledonien   6-40

Auslöser der Proteste ist eine Wahlrechtsreform. Diese soll es Franzosen erlauben, an Provinzwahlen in Neukaledonien teilzunehmen, sofern sie mindestens zehn Jahren dort gelebt haben. Für die indigene Bevölkerung der Kanaken bedeutet das allerdings, dass ihr Einfluss zugunsten der eingewanderten Franzosen schwindet. Die Verfassungsreform muss noch von beiden Kammern des Parlaments mit einer Drei-Fünftel-Mehrheit verabschiedet werden. 

Das Volk der Kanak macht 41 Prozent der Bevölkerung aus

Seit Jahrzehnten gibt es Konflikte zwischen Paris und Neukaledonien mit seinen knapp 270.000 Einwohnern. Rund 41 Prozent von ihnen gehören der indigenen Bevölkerung an, 24 Prozent haben europäische – zumeist französische – Wurzeln. Es gibt zwar eine starke seperatistische Bewegung. Doch in drei Volksabstimmungen sprachen sich die Wahlberichtigen in den vergangenen Jahren stets gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich aus. Die Inselgruppe rund 1500 Kilometer östlich von Australien ist nicht nur reich an Rohstoffen, sie hat für Frankreich auch eine strategische Bedeutung.

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Innenminister Gérald Darmanin beschuldigt Aserbaidschan, die Unruhen mitverursacht zu haben. Ein Teil der Separatisten habe eine Abmachung mit Aserbaidschan geschlossen, sagte Darmanin. Demonstranten hätten aserbaidschanische Flaggen gezeigt und Hemden mit Slogans der aserbaidschanischen Organisation "Baku Initiative Group" getragen. Diese relativ neue Organisation prangert "französischen Kolonialismus" an und unterstützt deshalb Unabhängigkeitsbefürworter – unter anderem in Neukaledonien.

Quellen: DPA,  Reuters, AFP

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