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Schifffahrt: Mega-Yachten russischer Oligarchen kosten Italien ein Vermögen – und ein Ende ist nicht in Sicht

Stern 
Schifffahrt: Mega-Yachten russischer Oligarchen kosten Italien ein Vermögen – und ein Ende ist nicht in Sicht

Seit mehr als zwei Jahren liegen mehrere Luxus-Yachten, die mutmaßlich russischen Oligarchen gehören, an der Kette. Doch die eingefrorenen Schiffe müssen in bestem Zustand erhalten werden. Wie viel das wirklich kostet, legt nun ein Bericht offen.

Insgesamt sieben Mega-Yachten, die mutmaßlich russischen Oligarchen gehören sollen, liegen derzeit in den Häfen Italiens. Darunter sind Schiffe wie "Lady M", "Scheherazade", "Sailing Yacht A", oder "Lena". Wegen unterschiedlicher Sanktionen, die gegen ihre mutmaßlichen Eigentümer verhängt worden sind, dürfen die Schiffe ihre Häfen nicht verlassen und können damit letztlich nicht genutzt werden.

Das bedeutet aber nicht, dass die Yachten unbeaufsichtigt in den Hafenbecken liegen. Im Gegenteil: Das EU-Sanktionsrecht besagt, dass Staaten, die Vermögenswerte einfrieren, für deren Erhalt zu sorgen haben, bis die Schiffe entweder rechtssicher beschlagnahmt oder zurückgegeben werden. 

Erhalt von Mega-Yachten: 10.000 Euro für Strom und Wasser

Wie "France24" nun berichtet, kommt dabei einiges zusammen. Da Italien nach Frankreich, den USA und Deutschland die meisten Yachten festhält, wiegen die Kosten dort besonders schwer. Eine Faustformel besagt, dass die Instandhaltung einer Yacht jährlich bei etwa zehn Prozent des Kaufpreises liegt. Alleine der Wert der "Scheherazade" wird auf 700 Millionen US-Dollar geschätzt. Dafür zu sorgen, dass das Schiff nicht vergammelt, kostet also eine Stange Geld.

Geheimnisse Yacht Mega-Luxus 11.45

Der Medienbericht gibt nun genauere Zahlen preis. Dabei geht es um die konkreten Kosten für die "Lady M" (IMO 1012012), die im März 2022 in Imperia festgesetzt worden ist. Sie soll Alexei Mordaschow gehören. Ein Mitarbeiter der Marina verrät, dass alleine die Liegeplatzgebühr für das Schiff monatlich rund 12.000 Euro im Winter und 13.000 Euro im Sommer betrage. Strom und Wasser würden ebenfalls benötigt, hier lägen die Kosten bei rund 10.000 Euro pro Monat.

Hinzu kommen Kosten für eine notdürftige Crew, Kraftstoff, Versicherungen und die Instandhaltung. Für Letzteres gibt ein Werft-Mitarbeiter "France24" Auskunft. Er gibt an, dass die Motoren jedes Jahr gewartet und geprüft werden müssten. "Für eine Yacht dieser Größe liegen die Kosten für die regelmäßige Wartung bereits bei etwa 50.000 Euro jährlich", erklärt er. 

Das summiert sich: Der Bericht gibt an, dass der italienische Staat in nur zwei Jahren etwa 32 Millionen Euro für die eingefrorenen Yachten ausgegeben habe – immer noch mit der Hoffnung, die Schiffe final konfiszieren und dann verkaufen zu können.

Bisherige Verkaufsvorhaben schlugen fehl

Rechtlich ist das aber äußerst schwierig. Denn selbst wenn die Eigentümer ermittelt werden können, was nicht immer einfach ist, kann man sie nicht einfach enteignen. "Eine dauerhafte Beschlagnahme wäre problematisch, da dies gegen die Grundrechte des Einzelnen verstoßen würde, zu denen auch das Recht auf Eigentum gehört. Der Staat kann sich Privateigentum nicht willkürlich aneignen", erklärt der italienische Anwalt Andrea Saccucci, der einen betroffenen Oligarchen rechtlich vertritt, im Interview mit "France24".

Yacht Mark Zuckerberg13:12

Was die Beschlagnahmung für seltsame Blüten treiben kann, sieht man in zwei Fällen. Im Mai 2022 nahmen die USA dem Oligarchen Suleiman Kerimow die Yacht "Amadea" (IMO 1012531) ab. Seither liegt sie in unterschiedlichen US-Häfen und wartet, während laut "Manager Magazin" etwa 600.000 US-Dollar monatlich für das Instandhaltungs-All-Inclusive-Paket anfallen. Da aber nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann, wem die Jacht nun wirklich gehört, kann sie nicht verkauft werden. Ein Gericht muss nun entscheiden, wie es mit dem Luxus-Sorgenkind weitergeht.

Ähnlich chaotisch verläuft der geplante Verkauf der "Alfa Nero" (IMO 1009376) von Andrej Gurjew, die Antigua und Barbuda Anfang 2022 beschlagnahmt hatte. Ganz kurz sah es danach aus, als würde Ex-Google-CEO Eric Schmidt die Yacht kaufen, ehe er wegen rechtlicher Komplikationen im Zusammenhang mit dem Schiff vom Erwerb zurücktrat. Laut "Bloomberg" tat er das offenbar, weil die Tochter des Oligarchen, Yulia Gurieva-Motlokhov, gerichtlich gegen den Verkauf vorging und erklärte, die wahre Eigentümerin des Schiffes zu sein. Erst im September wird ein Gericht sich damit befassen, wie mit dem Schiff zu verfahren ist. Bis dahin verschlingt die "Alfa Nero" jeden Monat Unsummen, die sich der kleine Inselstaat eigentlich nicht leisten kann.

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