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Anschlag in Frankreich: Molotow-Cocktail in Gebetsraum von Synagoge geworfen – Polizei erschießt Täter

Stern 
Anschlag in Frankreich: Molotow-Cocktail in Gebetsraum von Synagoge geworfen – Polizei erschießt Täter

In Rouen in Nordfrankreich versucht ein Mann, eine Synagoge anzuzünden. Die anrückende Polizei erschießt ihn – und verhindert einen größeren Brand. Trotzdem entsteht offenbar großer Rauchschaden im Gebetsraum.

Auf die Synagoge in der französischen Stadt Rouen ist ein Brandanschlag verübt worden. Die Polizei habe den mutmaßlichen Brandstifter erschossen, teilte Innenminister Gerald Darmanin mit. Beamte seien am Morgen zu der Synagoge in die historischen Altstadt von Rouen gerufen worden, weil Rauch aus dem Gebäude aufgestiegen sei, teilten die örtlichen Behörden mit. 

Beim Eintreffen habe ein Mann die Synagoge verlassen, die Beamten mit einem Messer bedroht und eine Eisenstange nach ihnen geworfen. Daraufhin hätten die Polizisten geschossen. Zu dem Angreifer und seinem Motiv gab es zunächst keine Informationen. Das Feuer wurde unter Kontrolle gebracht.

Bürgermeister Mayer-Rossignol: Rouen steht unter Schock

Bürgermeister Nicolas Mayer-Rossignol teilte mit, niemand sei verletzt worden, es sei aber hoher Sachschaden entstanden: Rouen sei erschüttert und stehe unter Schock. Rund um die Synagoge sind Überwachungskameras installiert. "Ein bewaffneter Mann ist irgendwie auf die Synagoge geklettert", erzählte Bürgermeister Mayer-Rossignol, "und hat eine Art Molotow-Cocktail in den zentralen Gebetsraum geworfen". Unter anderem sei die Inneneinrichtung beschädigt worden.STERN PAID 45_23 Stimmen Juden 8.10

Der Rabbiner von Rouen, Schmuel Lubecki, antwortete auf die Frage nach möglichen Schäden, er hoffe, dass die Thora-Rollen nicht betroffen seien. "Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt." Die Gemeinde, der bis zu 200 Familien angehörten, sei "erschüttert", sagte Lubecki. Es sei nun wichtig zu zeigen, dass die Gemeinde trotz der Umstände keine Angst habe. Deshalb sollten zu Beginn des Schabbat am Abend Kerzen angezündet werden.

Geprüft wird auch, ob der Schuss auf den Brandstifter gerechtfertigt war

Die Staatsanwaltschaft in Rouen leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Staatsanwalt Frédéric Teillet. Zudem sollen nach seinen Angaben die Umstände des Todes des Verdächtigen ermittelt werden – ein in solchen Fällen in Frankreich übliches Verfahren.

In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Israels und der USA. Zugleich ist das Land Heimat von Europas größter muslimischer Gemeinde.PAID Terrorismus Netz Digital - 14.30 Uhr

Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (Crif), Yonathan Arfi, erklärte auf X: "Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will." Es solle "wieder einmal ein Klima des Terrors über die Juden in unserem Land verbreitet werden", schrieb Arfi. "Antisemitismus bekämpfen bedeutet die Republik zu verteidigen."

Mehr Anschläge in Frankreich: Holocaust-Mahnmal geschändet

Antisemitische Straftaten im Land haben seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen zugenommen. Zudem gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche pro-palästinensische Proteste in Frankreich.Antisemitismus Berlin 12.53

Anfang der Woche hatten Unbekannte in Paris das nationale Holocaust-Mahnmal geschändet, indem sie rote Graffiti in Form von Händen an die Schoah-Gedenkstätte sprühten. Innenminister Darmanin hatte im April die Präfekten der Departements angehalten, die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gebetsstätten sowie vor konfessionellen Schulen zu verstärken.

Frankreich wurde ab 2015 von einer Flut islamistischer Anschläge erschüttert, die auch Juden zum Ziel hatten. In den vergangenen Monaten kam es zu vereinzelten Anschlägen. Frankreichs Sicherheitswarnstufe bleibt auf höchstem Niveau.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

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