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Pressestimmen: Tod des iranischen Präsidenten: "Einen Kurswechsel sollte niemand erwarten"

Stern 
Pressestimmen: Tod des iranischen Präsidenten:

Der Hubschrauber von Ebrahim Raisi, Präsident des Iran, war nach einem Besuch an der Grenze zu Aserbaidschan abgestürzt. So kommentiert die Presse die aktuellen Entwicklungen.

Nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz beginnen die Trauerfeierlichkeiten. Der 63 Jahre alte Präsident Raisi, sein Außenminister Amir-Abdollahian und sieben weitere Insassen waren am Sonntag im Nordwesten des Landes bei schlechtem Wetter mit einem Hubschrauber über bergigem Gelände abgestürzt. Nach stundenlanger Suche wurde ihr Tod bestätigt. Die Staatsführung rief eine fünftägige Staatstrauer aus. Zum Interims-Präsidenten wurde Raisis bisheriger Stellvertreter Mohammed Mochber ernannt.

Präsident des Iran wurde auch "Schlächter von Teheran" genannt

"Washington Post": Der Iran und sein Volk beginnen mit dem plötzlichen Tod von Präsident Efrahim Raisi, der während seiner langen Karriere für brutale Unterdrückung und die Verweigerung grundlegender Menschenrechte stand, ein neues Kapitel. Ein Richtungswechsel des Regimes in Teheran ist unwahrscheinlich, auch wenn ein Wandel das ist, was die Bevölkerung des Landes dringend wünscht und braucht. 

"Augsburger Allgemeine": "Der geistliche Führer und mächtigste Mann im Iran, Ali Chamenei, tut alles, um die Bedeutung des Todes des Präsidenten für das Regime kleinzureden. Dabei galt Ebrahim Raisi als möglicher Nachfolger des greisen Revolutionsführers. Die Nervosität wächst. Einen Kurswechsel sollte niemand erwarten. Alles andere als eine im doppelten Sinne äußerst beschränkte Auswahl an Hardlinern auf dem Wahlzettel wäre eine Sensation. So ist erneut eine für das Regime desaströs geringe Wahlbeteiligung absehbar – Verweigerung als weltweit sichtbares Signal gegen die verknöcherte Theokratie."IV Raisi Tod 14-55

"Neue Osnabrücker Zeitung": "Es ist schon ein erstaunlicher Fauxpas: Ein mutmaßlicher Massenmörder stirbt, und der EU-Ratspräsident Charles Michel spricht von 'aufrichtigem Beileid der EU' und ergänzt: 'Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.' Wirklich? Die Gedanken der EU und Charles Michels in diesen Stunden nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi sollten bei den Iranern sein. Bei den Lebendigen, die unter Gefahr für Leib und Leben gegen das Gewaltregime protestieren und die nun weltweit diesen Tod bejubeln. Und bei den Toten: Seit den mutmaßlich von ihm verantworteten Massenhinrichtungen im Jahr 1988 trägt Raisi unter Oppositionellen den Beinamen 'Der Schlächter von Teheran'."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Auch früher verfügten iranische Präsidenten nur über einen geringen Handlungsspielraum. Denn alle Macht liegt beim Revolutionsführer [Ali Chamenei]. Dieser ist es, der dafür sorgt, dass das Land sich weiterhin in Vernichtungsphantasien gegen Israel ergeht, die Region mit der Bewaffnung von Milizen destabilisiert und den Westen mit seinem Atomprogramm unter Druck setzt. An alldem dürfte sich vorerst nichts ändern. An einem Scheideweg wird Iran erst dann stehen, wenn Chamenei irgendwann stirbt. Die bevorstehende Neuwahl für das Präsidentenamt dürfte Chamenei so genau kontrollieren wie die Wahl Raisis im Jahr 2021. Überraschungen dürfte es daher kaum geben. Allerdings wird die Legitimität des Regimes weiter erodieren. Wenn den Bürgern keine Wahl gelassen wird, werden sie den Urnen fernbleiben."

"Rhein-Zeitung" (Koblenz): "Außenministerin Annalena Baerbock hat nach dem Angriff auf Israel eine verschärfte Gangart angekündigt. Die Umsetzung ist die Grüne bisher schuldig geblieben. Darüber hinaus zeigt gerade das Beispiel Iran, wie schnell Baerbocks feministische Außenpolitik in arge Interessenkonflikte geraten kann. Vor einem Jahr war die Grüne ziemlich still, als die Iranerinnen couragiert protestierten. Der Tod Raisis sollte nun dazu dienen, auch den deutschen Kurs gegenüber dem Land kritisch zu hinterfragen."

FS Iran Raisi tot 17:04

"Münchner Merkur": "Der Schlächter von Teheran ist tot. Beileidsbekundungen des Westens dazu sind pflichtschuldig und klingen hohl. Es hätte auch den Repräsentanten der EU besser zu Gesicht gestanden, ihre Kondolenz auszuweiten: auf die Familien jener zigtausenden Opfer, die Irans Präsident im Lauf seiner bluttriefenden Karriere ermordet, erniedrigt, gefoltert und unterdrückt hat. Raisis Tod ist nach unseren Wertmaßstäben kein Grund zu Jubel, aber ein Anlass, daran zu erinnern, was die Opfer durchlitten haben unter dem iranischen Regime der alten Männer."

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