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Microsofts neue Laptops: Mehr KI auf dem Computer: Endlich finden statt suchen

Stern 
Microsofts neue Laptops: Mehr KI auf dem Computer: Endlich finden statt suchen

Wo liegt noch mal die Microsoft-Präsentation? Sich auf dem eigenen Computer oder gar im Netz zurechtzufinden, ist oft mühsam. Ein paar Tools helfen. Jetzt entdecken das auch Microsoft und Google.

Wie hieß eigentlich dieses schicke Hotel, das wir neulich gebucht haben? Und wer hatte dieses tolle Restaurant vorgeschlagen, das wir ausprobieren wollten? Wie hieß das noch? Und wo finde ich die Präsentation, die ich umtexten sollte?

Wer sich solche Fragen schon mal gestellt hat, den könnten die neuen "Copilot+ PCs" interessieren, die Microsoft gerade vorgestellt hat. Diese Laptops, die ab Mitte Juni erhältlich sein sollen, sind mit einer "Recall"-Funktion ausgestattet. Diese merkt sich schlicht alles, was man auf dem Rechner gesehen, getippt oder angehört hat – und bereitet es mit KI-Tools (also Künstlicher Intelligenz) so auf, dass man alles über die Windows-Suche wiederfinden kann.

Schnelle Chips machen KI auf dem Microsoft-Laptop möglich

Möglich ist das, weil erstens die Laptops mit neuartigen Chips ausgestattet werden, die besonders gut KI-Modelle rechnen können. Und zweitens, weil Microsoft viel dafür getan hat, einige KI-Modelle so zu verkleinern, dass sie auf einem Laptop laufen – und nicht in der Cloud auf fremden Rechenzentren irgendwo in der Welt arbeiten müssen.STERN PAID IV Kenza Abbou 17.50

Das ist quasi der Gegentrend zu den immer tolleren Dingen, die das Sprachmodell von OpenAI kann. Vergangene Woche erst beeindruckte ChatGPT mit einer neuen Version "4o", die fließend spricht, beim Lösen von Matheaufgaben auf dem Papier mitliest – und dabei auch Gesichtsausdrücke richtig interpretieren kann. Solche Höchstleistungen funktionieren nur mit Hilfe von großen Rechenzentren, auf denen das eigentliche Sprachmodell läuft.

Hat Microsoft alle meine Daten?

Nur wer will schon, dass alles, was er auf dem Rechner schaut und macht, irgendwo in der Cloud landet?

Eine Software wie Microsoft sie gerade mit "Recall" unheimlich stolz vorstellt, gibt es übrigens schon seit eineinhalb Jahren für MacBooks. Diese waren bislang mit schnelleren Prozessoren ausgestattet, so dass so etwas möglich war. "Rewind" heißt das Tool. Anbieter ist ein kleines gleichnamiges Start-up, das für diese Idee nach eigenen Angaben bereits 33 Millionen Dollar Risikokapital einsammelte. Auch diese Software verspricht absolute Vertraulichkeit der Daten. Nur: Wer will sich einem kleinen Startup in einer so sensiblen Frage anvertrauen? 

Microsoft vertraut man dagegen schon eher – auch wenn Datenschützer nicht mit allem einverstanden sind, was der Konzern so macht. Allerdings ist die Versuchung für alle Anbieter groß, am Ende doch irgendwo im Kleingedruckten das Einverständnis einzuholen, möglichst viel Informationen aus solchen Daten zu ziehen. Denn damit könnten Firmen die nächsten KI-Modelle trainieren – und wäre der Konkurrenz wieder etwas voraus.

Es ist nicht einfach, sich auf dem eigenen PC zurechtzufinden

Auch für uns Nutzer ist die Versuchung groß, es nicht so genau zu nehmen mit dem Datenschutz. Sich auf dem Dienstrechner oder dem eigenen Computer daheim zurecht zu finden, ist eine ebenso große Herausforderungen, wie etwas im Internet herauszufinden. Allein ein bestimmtes Foto unter tausenden Handybildern auf dem Smartphone aufzuspüren, kann einen wahnsinnig machen. STERN PAID Interview KI-Experte Teil 1 8.22

Erst vergangene Woche zeigte passenderweise Google-Chef Sundar Pichai, dass das Unternehmen an ganz ähnlichen Problemen arbeitet. Pichai demonstrierte ein KI-Tool mit dem man automatisch alle Bilder aus seiner Foto-Bibliothek herausfischen lassen kann, die zum Beispiel die Schwimmfortschritte des Nachwuchses zeigen.

Bessere Suche vom kleinen Start-up als von Google

Und auch die Internetsuche von Google soll künftig einfacher werden: Wer eine Suchanfrage eintippt, soll künftig nicht nur die gewohnte Linkliste zurückerhalten, sondern auch einen zusammenfassenden Überblick über die Treffer angezeigt bekommen. Auch wird es möglich sein, mehrere Fragen gleichzeitig zu stellen.

Auch diese Idee hat übrigens ein kleines Start-Up bereits vorweggenommen: Perplexity.ai. Und während Google die neue Suche zunächst nur in den USA anbietet, funktioniert Perplexity längst auch hierzulande. Nicht nur versteht dieses KI-Tool die Suchabsicht ziemlich gut, es analysiert auch die Trefferlisten und bereitet sie zu Antworten auf. Zudem sind Nachfragen möglich. (Das Tool greift dafür allerdings auf die Suche von Google und Bing sowie auf Chatbots zurück.) Wer das mal eine Weile ausprobiert hat, nutzt nur noch ungern die Google-Suche.

Microsoft hat 40 kleine KI-Tools ins Laptop gestopft

Das Ziel der Techbranche sei schon immer gewesen, "Computer zu bauen, die uns verstehen, statt dass wir Computer verstehen müssen", erklärte Microsoft Satya Nadella bei der Präsentation der "Copilot+"-Laptops. Dem käme man nun deutlich näher. Rund 40 kleine KI-Tools hat er in Windows 11 stopfen lassen, die künftig auf den schnellen "Copilot+ PCs" laufen sollen. Stolz ist Microsoft darauf, dass die Laptops sogar schneller seien als die aktuellen Macbook-Air-Modelle von Apple. Allerdings sind "Copilot+ PC"-Geräte nicht mehr so viel günstiger: 1000 Euro aufwärts werden Kunden auf den Tisch legen müssen für die neuen Laptops von Microsoft und seinen Technik-Partnern Acer, Dell und Co.Chat GPT 09.19

Bleibt abzuwarten, wie gut die Tools funktionieren. Bislang hat Microsoft für seine KI-Tools in Office eher gemischte Beurteilungen bekommen. Und die Konkurrenz rüstet ebenfalls auf: Allgemein wird erwartet, dass Apple in drei Wochen auf seiner Entwicklerkonferenz vorstellt, wie seine KI-Strategie aussieht. Klar ist, dass Apple etwas tun muss, denn gegen ChatGPT wirkt seine "Siri"-Sprachsteuerung total aus der Zeit gefallen. Einen großen Vorteil hat Apple gegenüber Microsoft: Seine Marktmacht erstreckt sich auch auf Smartphones. Egal wie seine Lösungen aussehen, sie werden mit dem iPhone verknüpft sein. Für die Anwender ein großer Vorteil.

Quellen: Microsoft, New York Times, DPA

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