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Gut zu wissen: Tigermücken – so gefährlich sind die exotischen Blutsauger hierzulande

Stern 
Gut zu wissen: Tigermücken – so gefährlich sind die exotischen Blutsauger hierzulande

Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Deutschland aus. Vor allem im Süddeutschland ist sie bereits heimisch geworden. Jetzt soll sie auch in Hamburg gejagt werden. Wir erklären woran Sie die Tiere erkennen – und warum man sie nicht erschlagen soll.

Mit dem Klimawandel und den steigenden Temperaturen breiten sich auch in Deutschland zunehmend neue Insektenarten aus. Eine davon ist die Asiatische Tigermücke (lateinisch: Aedes albopictus). Schon Anfang der 2010er-Jahre wurden die ersten Tiere in Süddeutschland gesichtet. Inzwischen schwirren die exotischen Stechmücken recht häufig durch Bayern. Das bestätigte kürzlich aus das sogenannte "Stechmücken-Monitoring" des dortigen Gesundheitsministeriums. In vier von sechs im Freistaat aufgestellten Mückenfallen wurden dabei tatsächlichTigermücken gefangen, so das Ministerium. Im mittelfränkischen Fürth hat sich inzwischen sogar eine Population der schwarz-weiß geringelten Mücke etabliert. Dort geht man davon aus, die Tiere nicht mehr loswerden zu können – und setzt nun auf Eindämmung. In Würzburg, München und den Landkreisen Kelheim, Erding, Ebersberg sowie Rosenheim gab es vereinzelte Sichtungen. 

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Die aus Asien stammende Mücke ist dort als Überträger schwerer Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber bekannt und gefürchtet. Die Mücke trägt solche Erreger nicht von Natur aus in sich. Aber sticht sie zuvor einen erkrankten Menschen, kann sie mit einem darauffolgenden Stich einen gesunden Menschen infizieren. Die Tigermoskitos kamen und kommen als blinde Passagiere in Frachträumen von Flugzeugen und Schiffscontainern aus Asien nach Europa. Und verbreiten sich dann in Lastwagen, Autoreifen oder Zügen weiter. Tigermücke gelten als besonders anpassungsfähig – unter anderem sind ihre Eier resistent gegen Austrocknung. Die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel ermöglichen ihnen nun die Ausbreitung in weitere Länder. Vor allem die wärmeren Winter in Mitteleuropa wirken positiv. Und bei ungünstigen Wetterbedingungen, profitieren sie von der sogenannten Diapause. Das heißt, ihre Eier durchlaufen im Winter eine Entwicklungspause und die Larven schlüpfen erst im Frühjahr.

Tigermücken brauchen für die Eiablage nur kleine Wassermengen

Der Tigermücke reichen für Eiablage und Larvenentwicklung schon kleine, stehende Wassermenge, wie zum Beispiel in Vasen, Vogeltränken aber auch Astlöchern oder Planschbecken aus. Aus den nur einen halben Millimeter großen schwarzen Eiern, entwickeln sich innerhalb von etwa 20 Tagen die Tigermücken. Einmal erwachsen, sind die Tiere ihrem Standort recht treu. So fliegen sie im Durchschnitt etwa 150 Meter weit. Wie auch bei den anderen Stechmücken, saugen nur die Weibchen Blut, welches sie zur Bildung ihrer Eier benötigen. Ansonsten decken sie ihren Energiebedarf, wie die männlichen Mücken, durch Nektar und andere süße Pflanzensäfte.

Vergangene Woche rief nun auch die Sozialbehörde in Hamburg per Facebook-Post auf "Fangen Sie Stechmücken!" Bislang wurde in der Hansestadt noch keine Asiatische Tigermücken gesichtet. Da sie möglicherweise gefährliche Krankheiten übertrage, wolle man ihr Auftauchen aber frühzeitig erkennen, um sie dann besser bekämpfen zu können. Zu erkennen ist die Tigermücke unter anderem an ihrem kleinen Körperbau. Sie ist mit drei bis acht Millimetern Größe eine eher kleine Stechmücke. Auffällig ist ihre schwarz-weiße Musterung mit fünf weißen Streifen an den Hinterbeinen. Ein ebenfalls weißer Streifen befindet sich auf Kopf und Rücken der Tiere. Die Flügel dagegen haben keine Musterung und sind mehr oder weniger transparent. Auch wenn sie diese charakteristische Musterung hat, wird die Tigermücke dennoch oft mit anderen einheimischen Stechmücken wie zum Beispiel der Ringelschnacke (Culiseta annulata) verwechselt. Ebenfalls typisch für die Tigermücke ist, dass sie tagsüber aktiv ist – während die anderen Mückenarten vor allem in der Dämmerung oder nachts stechen.

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In Deutschland werden Mücken schon seit einiger Zeit im sogenannten "Mückenatlas" kartiert. In dem von der Bundesregierung geförderten Projekt soll im Blick behalten werden, wie sich die Population der Blutsauger hierzulande entwickelt. Und jeder kann dafür zum Mückenjäger werden. "Schicken Sie uns gut erhaltene Stechmücken" heißt es auf der Homepage. Allerdings soll man die Tiere nicht erschlagen, sondern am besten mit einem verschließbaren Glas fangen. Und dieses dann über Nacht einfrieren, um die Tiere zu töten. Danach können sie per Post zur weiteren Untersuchung.

Beim Stich durch eine Tigermücke gibt es keinen Grund zur Panik

Was die Übertragung von Krankheiten angeht, muss man sich bislang keine großen Sorgen machen. Auch wenn die Tigermücke in ihrem Ursprungsgebiet dafür bekannt ist, Dengue-Fieber oder Zika zu übertragen, ist die Gefahr in Deutschland wohl gering. Denn eine solche Ansteckung ist eigentlich nur möglich, wenn eine große Dichte Mücken auf eine größere Menge Infizierter stößt. Außerdem müssen die klimatischen Bedingungen sowohl für den Erreger als auch die Insekten passend sein. Beides ist in Deutschland längst nicht der Fall. Durch Tigermücken übertragene Infektionen werden in der Regel durch Rückreisende aus tropischen Ländern eingeschleppt. Eine autochthone Erkrankung, also eine Infektion ohne vorherigen Aufenthalt in einem Infektionsgebiet, wurde in Deutschland bislang nicht registriert. 

Wegen dieser sehr geringen Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung, gibt es auch beim Stich durch eine Tigermücke keinen Grund zur Panik. Die Symptome ähneln dem eines normalen Mückenstichs: Rötung, Juckreiz und Schwellung an der Einstichstelle. Sollten nach einer Auslandsreise allerdings grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen, Erschöpfung und Fieber dazukommen, sollte man sicherheitshalber zu einem Arzt oder Ärztin gehen.

 

 

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