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Nach Tod von Präsidenten: Iran zwischen Staatstrauer und Machtkampf – das sind die wichtigsten Akteure

Stern 
Nach Tod von Präsidenten: Iran zwischen Staatstrauer und Machtkampf – das sind die wichtigsten Akteure

Nach dem tödlichen Absturz des Präsidenten ist die Zukunft des Irans ungewiss. Das geistliche Oberhaupt pocht auf den Status Quo. In fünf Wochen soll neugewählt werden. Ein Blick auf die wichtigsten Akteure.

Der Iran kommt nicht zur Ruhe. Massenproteste, Wirtschaftskrise, ein sich zuspitzender Konflikt mit Israel – und nun die Schocknachricht: Der Präsident ist tot. Präsident Ebrahim Raisi, Außenminister Amir-Abdollahian und mehrere weitere Insassen waren am Sonntag im Nordwesten des Landes bei schlechtem Wetter mit einem Hubschrauber über bergigem Gelände abgestürzt. Nach stundenlanger Suche wurde am Montag ihr Tod bestätigt.

Inmitten der mehrtägigen Staatstrauer würfelt der plötzliche Tod des Präsidenten auch die im Hintergrund schwelende Nachfolgefrage durcheinander: Wer eines Tages das 85-jährige Staatsoberhaupt und Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei ersetzen wird. Viele hatten Raisi als möglichen Nachfolger des mächtigsten Mannes im Land gehandelt. 

Nach dem Hubschrauberabsturz wurde Raisis bisheriger Stellvertreter Mohammed Mochber zum Interims-Präsidenten ernannt. Am 28. Juni soll eine vorgezogene Präsidentenwahl stattfinden. Beobachter erwarten dann eine Generalprobe, bei der die verschiedenen politischen Fraktionen ihre Stärke demonstrieren werden. Ein Überblick über die wichtigsten Politiker, die nach vorn streben.

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Neuwahlen im Iran: Ein General mit großen Ambitionen

Mohammed Bagher Ghalibafs Ambitionen für das Präsidentenamt sind kein Geheimnis. Der Parlamentspräsident und frühere General der mächtigen Revolutionsgarden begann seine politische Karriere vor knapp 20 Jahren als Bürgermeister der Hauptstadt Teheran. Viele Experten sahen ihn bereits vor Raisis Tod als nächsten Präsidenten. Ghalibaf gilt als konservativer Opportunist, mit Unterstützung der technokratischen Fraktion der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht. Bei der diesjährigen Parlamentswahl erlitt Ghalibaf allerdings eine Niederlage in Teheran und zog nur auf Platz vier der Liste ins Parlament ein.

Der geheimnisvolle Sohn Chameneis

Um das politische und religiöse Erbe von Religionsführer Chamenei ranken sich viele Gerüchte und Spekulationen. Ein Name, der in dem Zusammenhang oft erwähnt wird, ist Modschtaba, der zweitälteste Sohn Chameneis. Wenig ist bekannt über den 55-Jährigen, der die Öffentlichkeit scheut. Viele Iranerinnen und Iraner glauben aber, dass er bereits eine große Rolle im Hintergrund spielt. Dass er eines Tages zum Religionsführer bestimmt wird, halten Experten jedoch für unwahrscheinlich. Die Generation der Revolutionäre von 1979 hatte eine Monarchie gestürzt. Es ist kaum vorstellbar, dass Chamenei ein dynastisches Modell zur Machtübergabe unterstützen würde.

Eine Chance auf "nationale Versöhnung"? 

Obwohl Hassan Ruhani im Westen oft als moderater Politiker des Reformlagers gesehen wird, ist er ein Konservativer im klassischen Sinne. Viele Menschen im Iran, besonders aus der älteren Generation, verbinden mit ihm Hoffnung. Es war seine Regierung, die 2015 mit dem Atomdeal von Wien für Aufbruchsstimmung sorgte. Ruhani löste auch das Kapitel der umstrittenen Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad ab, der jüngst wieder in der Öffentlichkeit stand und damit Fragen über ein Comeback auslöste.

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