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Höhere Eigenanteile: Wohnen im Pflegeheim wird teurer - Zuzahlungen steigen

Stern 

Seit Jahren steigen die finanziellen Belastungen für Pflegebedürftige und ihre Familien - und die Zuzahlungen kennen weiter nur eine Richtung: nach oben. Der Ersatzkassenverband hat klare Forderungen.

Wer pflegebedürftig ist, muss in niedersächsischen Heimen erneut mehr aus eigener Tasche zuzahlen. Im ersten Jahr im Heim werden im landesweiten Durchschnitt 2.528 Euro monatlich fällig - 137 Euro mehr als vor einem Jahr und sogar rund 600 Euro mehr als vor drei Jahren, wie aus Berechnungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) zum Stichtag 1. Juli hervorgeht. Die Daten liegen der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Belastungen wachsen damit auch trotz kürzlich angehobener Entlastungszuschläge, die mit der Aufenthaltsdauer steigen. 

In den Kosten für einen Platz im Pflegeheim ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Außerdem müssen Bewohnerinnen und Bewohner Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen selber zahlen. In die Auswertung zum 1. Juli wurden erstmals Ausbildungskosten einbezogen, die ebenfalls von den Heimen weitergegeben werden. Dieser Posten wurde auch in die Vergleichswerte zum 1. Juli 2023 eingerechnet.

Auch bundesweit steigen die Zuzahlungen

Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse besondere Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampel-Koalition zum 1. Januar erhöht wurden. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird so im ersten Jahr im Heim um 15 statt 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent.

Im bundesweiten Durchschnitt sind nach den Zahlen des Verbandes der Ersatzkassen zum Stichtag 1. Juli im ersten Jahr im Heim 2.871 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig. Das sind 211 Euro mehr als Mitte 2023. Zum Ersatzkassenverband gehören unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer, die KKH Kaufmännische Krankenkasse und die DAK-Gesundheit.

Am teuersten in Nordrhein-Westfalen

In Bremen stiegen die selbst zu zahlende Anteile im ersten Jahr zum Stichtag 1. Juli gar um 433 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt waren 3.070 Euro fällig, die aus eigener Tasche gezahlt werden mussten. Regional waren die Unterschiede deutlich - im Schnitt am teuersten ist derzeit ein Heimplatz im ersten Aufenthaltsjahr in Nordrhein-Westfalen mit 3.200 Euro pro Monat und in Baden-Württemberg mit 3.180 Euro. Am niedrigsten fiel die Eigenbeteiligung in Sachsen-Anhalt mit 2.373 Euro aus. 

Der Verband sprach sich für eine grundlegende Finanzierungsreform derPflegeversicherung auf Bundesebene aus. "Ziel muss es sein, Pflegeheimbewohner zu entlasten", betonte der Leiter des Ersatzkassenverbandes in Niedersachsen, Hanno Kummer. Eine Durchschnittsrente in dem Bundesland reiche bei weitem nicht mehr für einen Pflegeheimplatz aus: "Das bedeutet: Viele Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, sind am Ende des Lebens auf Sozialhilfe angewiesen." Hintergrund der steigenden Zuzahlungen sind vor allem höhere Lohnkosten in der Pflege.

Ersatzkassenverband: Pflegeheimbewohner vor Überforderung schützen

Kummer sagte: "Es kommt jetzt darauf an, zügig eine solide Finanzierungsgrundlage zu schaffen und dabei die Heimbewohner vor finanzieller Überforderung zu schützen." Um die Pflegebedürftige kurzfristig zu entlasten, sieht er auch das Land in der Pflicht: "Niedersachsen sollte die Investitionskosten übernehmen, so wie auch für die Krankenhäuser." Derzeit trügen die Pflegeheimbewohner die Kosten für die Instandhaltung der Gebäude und die Ausstattung. Diese betrügen derzeit durchschnittlich für jeden Heimbewohner in Niedersachsen 516 Euro im Monat.

Das Bundesgesundheitsministerium will im Herbst ein Konzept für eine Pflegereform vorlegen. Es soll um ein Gesamtpaket für mehr Kapazitäten beim Pflegepersonal, ein stärkeres Vermeiden von Pflegebedürftigkeit und das Schließen einer Finanzlücke gehen - denn die Pflegeversicherung erwartet für 2024 und 2025 rote Zahlen. 

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