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Unfall mit Kleinbus: Sieben Tote: Mordanklage gegen mutmaßlichen Schleuser

Stern 
Unfall mit Kleinbus: Sieben Tote: Mordanklage gegen mutmaßlichen Schleuser

Auf der Flucht vor der Polizei verunglückt der Fahrer eines Schleuserfahrzeuges. Sieben Insassen des überfüllten Wagens sterben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Verdächtigen erhoben.

Siebenfachen Mord legt die Staatsanwaltschaft Traunstein dem Fahrer eines Schleuserfahrzeuges in Oberbayern zur Last. Die Behörde hat gegen den Tatverdächtigen nach eigenen Angaben Anklage erhoben. Der 25-Jährige soll im Oktober 2023 einen mit 22 Migranten besetzen Kleinbus von Österreich nach Bayern gefahren haben. Auf der Flucht vor der Polizei verlor der Fahrer die Kontrolle über den Wagen, der sich auf der Autobahn 94 bei Ampfing (Landkreis Mühldorf am Inn) überschlug. Sieben Insassen starben.

Die Anklagebehörde geht davon aus, dass der 25-Jährige von drei sogenannten "Scoutfahrern" begleitet worden ist. Die drei Männer, die zur Tatzeit 17, 22 und 23 Jahre alt waren, seien dringend verdächtig, die Schleusung mit dem Fahrer organisiert und die Route auf Polizeikontrollen hin ausgekundschaftet zu haben. Der Fahrer soll den Erkenntnissen nach 300 Euro je geschleuster Person angeboten bekommen haben.

Mit 180 km/h vor der Polizei geflohen

Am Tattag sollen die Scouts den Fahrer vom Grenzübergang Simbach zum Übergang Burghausen gelotst haben. Als zivile Polizeibeamte den Fahrer entdeckten, habe dieser - nach einem Telefonat mit den Scouts - Gas gegeben und sein Fahrzeug auf bis zu 180 Stundenkilometer beschleunigt. In die Autobahnausfahrt Waldkraiburg/Ampfing überschlug sich das Fahrzeug.

Sieben Menschen starben, darunter ein sechsjähriges Kind. Ein Insasse befindet sich laut Staatsanwaltschaft weiterhin in Lebensgefahr. 14 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Der Fahrer habe einen Armbruch erlitten.

Drei weitere Schleusungsfahrten vorgeworfen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Tatverdächtigen zudem vor, im September 2023 drei weitere Schleuserfahrten unternommen zu haben, bei denen er insgesamt 46 Menschen unter für sie lebensgefährlichen Bedingungen nach Bayern brachte. 

Neben Mord lautet die Anklage unter anderem auch auf gewerbsmäßiges und gefährliches Einschleusen von Ausländern sowie auf ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge. Das Schwurgericht beim Landgericht Traunstein muss nun entscheiden, ob es zum Prozess gegen den 25-Jährigen kommt.

Bereits am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft Traunstein Anklage gegen die drei mutmaßlichen Organisatoren erhoben. Anders als beim Fahrer sieht die Behörde bei den Scouts keinen Tötungsvorsatz und wirft ihnen Einschleusen mit Todesfolge vor.

Behörden registrieren immer mehr Fälle

Den Angaben nach gibt es immer häufiger Fälle, in denen 15 bis 25 Menschen ungesichert in Kleintransportern eingeschleust werden. "Die Täter werden immer menschenverachtender und rücksichtsloser", sagte Staatsanwalt Markus Andrä. Fluchten vor Polizeikontrollen mit hochgefährlichen Fahrweisen oder mit dem Rammen von Polizeiautos oder Zufahren auf Polizeibeamte häuften sich.

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