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Demenz: Kommunen bereiten sich auf mehr Demenzkranke vor

Stern 
Demenz: Kommunen bereiten sich auf mehr Demenzkranke vor

Die Zahl dementer Menschen wächst Prognosen zufolge. Im Jahr 2050 könnten bundesweit 2,8 Millionen betroffen sein. Kommunen beginnen, sich darauf einzustellen. Zu den ersten in MV gehört Grevesmühlen.

 

Die wachsende Zahl dementer Menschen stellt Angehörige, Pflegeeinrichtungen und Kommunen vor Herausforderungen. In Mecklenburg-Vorpommern hat sich Grevesmühlen als eine der ersten Kommunen auf den Weg zur "Demenzfreundlichen Stadt" gemacht.

Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) lobte bei einem Besuch den Gemeinsinn, mit dem sich Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg) dem Thema widme. Vier Arbeitsgruppen in den Bereichen Ehrenamt, Pflege, Dienstleistung/Gewerbe und Stadtentwicklung seien gegründet worden. Das Netzwerk zähle mehr als 40 Mitglieder, darunter Ärzte, Vereine, Unternehmen und Privatpersonen. "Alle zwei Monate treffen sich die verschiedenen Akteure und planen gemeinsam die nächsten Projekte", erklärte Drese. Sie hoffe, dass das Projekt in Grevesmühlen eine Signalwirkung für andere Kommunen im Land haben werde, sich mit dem wichtigen Thema auseinanderzusetzen.

Täglich 900 Neuerkrankungen bundesweit

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Durchschnittlich träten täglich etwa 900 Neuerkrankungen auf. Infolge der demografischen Veränderungen komme es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelinge, werde sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen.

Die von der Alzheimer Gesellschaft getragene Landesfachstelle Demenz in Rostock begleitet Grevesmühlen seit dem Start des Projektes im September 2023, wie Mitarbeiterin Anja Schulz sagte. Wichtig sei der Aufbau eines gut funktionierenden Informations- und Beratungsnetzes sowie die Schaffung einer allgemeinen Sensibilität für demente Menschen, um Berührungsängste abzubauen. In Grevesmühlen seien neben Angehörigen auch Mitarbeiter der Stadt und der Wohnungsbaugesellschaft Wobag geschult worden.

"Wie gehe ich auf einen dementen Menschen zu?", sei eine zentrale Frage, sagt Schulz und gibt Tipps: "Offen, mit Zeit, mit einer ruhigen und klaren Sprache." In Geschäften helfe es, auf Hintergrundmusik zu verzichten und Ruhepunkte zu schaffen, zum Beispiel eine etwas abgeschirmte Sitzgelegenheit. Pflegeheime könnten sich öffnen und einen Mittagstisch für Demenzerkrankte anbieten, die zu Hause leben. In Wohnungen seien Bewegungsmelder sinnvoll, damit das Licht angeht, wenn ein dementer Mensch nachts herumläuft, und er nicht stürzt. Busfahrer sollten helfen können, wenn ein Fahrgast unsicher ist, wo er aussteigen muss.

Schulz sagte, die Landesfachstelle würde gern weitere Kommunen begleiten, die sich dem Thema Demenz widmen. Neben Grevesmühlen unterstütze man bisher noch Siedenbollentin bei Altentreptow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

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