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Kino-Kritik: Warum "Twisters" nicht nur Häuser zum Rotieren bringt

Stern 
Kino-Kritik: Warum

Laues Lüftchen oder stürmisch gut? 28 Jahre nach dem Tornado-Schocker "Twister" fegt nun seine Fortsetzung durchs Kino. 

An einem Tag, an dem ein schweres Gewitter tagsüber durch Hamburg zieht und sich über der Elbe bei Glückstadt ein Tornado bildet, liegt es nahe, sich am Abend auch im Kino einmal so richtig durchpusten zu lassen. Seit dieser Woche fegt "Twisters" durch die deutschen Kinos, ein Hollywood-Katastrophen-Film nach bewährtem Strickmuster. 

Schon sein Titel weist darauf hin, dass er die logische Fortsetzung von "Twister" aus dem Jahr 1996 ist. Beide Filme wurden von Steven Spielberg produziert. 

Tornado SH 12.47

In den 28 Jahren dazwischen ist zumindest optisch viel passiert. Wo früher noch Ölpumpen in der flachen Landschaft dominierten, sind es 2024 Windräder. Aber auch diese halten den Kräften eines Filmtornados nicht stand. Ganze Güterzüge (unrealistisch) wie damals wirbeln diesmal jedoch nicht durch die Luft. Es trifft meist nur Autos, die ja in Amerika auch fast schon Wagongröße haben. 

Der Film strotzt nur so von meteorologisch korrekten Fachbegriffen, wie "Cape" (Convective Available Potential Energy – in etwa die Energie, die in aufsteigenden Luftmassen steckt), "Scherwinde" (bringen die Luftmassen zum Rotieren) und "Hakenecho" (ein Tornado-typisches Muster auf dem Monitor eines Niederschlagsradars). Tornado-Fans können diese Fachtermini sicherlich auch im Schlaf aufsagen, aber den unbedarften, deutschen Kinogänger lassen diese wohl eher ratlos zurück. In den USA (dem Land mit der sogenannten Tornado-Allee) kennen die Begriffe vermutlich mehr Leute, und dort spielte der Blockbuster immerhin schon knapp 100 Millionen Dollar ein.  

Tornado: Lässt sich ein Wirbelsturm aufhalten?

Spoileralarm: Hier kurz die Handlung des Zweistünders. Fünf jugendliche "Stormchaser" jagen Tornados hinterher. Nicht nur aus Faszination, sondern mit einem selbstgewählten Auftrag. Mit Hilfe eines Pulvers in Fässern auf einem Autoanhänger wollen sie die Sturmmonster bändigen. Die Sache geht (natürlich) schief!  

Tornados 14.14

Fünf Jahre später treffen sich zwei der mittlerweile Erwachsenen (Kate und Javi) erneut und probieren die Sache noch einmal – mit besserer Messtechnik und vermutlich auch verbesserter Sturm-Brems-Substanz. Die beiden haben unterschiedliche Motive, welche soll hier nicht verraten werden. Dritter im Bunde ist Tyler, ein selbst ernannter Tornado-Wrangler (eine andere Bezeichnung für Viehtreiber, sprich Cowboy), der seine wilden, ungezügelten Sturmjagden auf Instagram vermarktet.  

Also die perfekte Zwei-Männer-buhlen-um-eine-Frau-Konstellation. Fehlt nur noch die entsprechende Cowboy-Romantik mit Lasso-Werfen und Rodeo-Reiten. Nein, die fehlt natürlich nicht! Schließlich will der Tornado-Cowboy Tyler das vermeintliche City-Girl Kate beeindrucken. Ein schusseliger, panischer Reporter aus England als Sidekick darf auch nicht fehlen, "Jurassic Park" (ebenfalls von Steven Spielberg produziert) lässt grüßen. 

Tornado Twister Feue
Wenn Wirbelwind alleine nicht genügt, dann braucht es eine brennende Raffinierie
© IMAGO/Landmark Media

Anstelle von Dinos tobt dann ein Wirbelwind nach dem anderen über die Leinwand, bis hin zur höchsten Kategorie EF 5 (Enhanced Fujita-Skala). Leidtragende sind, wie in der Realität, die einfachen Leute, deren leichte Holzhäuschen den Kräften nicht standhalten. Mit betroffenen Gesichtern helfen die Sturmjäger den Sturmopfern.  

Schlussakkord: Als ein Monster-Tornado auf eine schutzlose Kleinstadt zurast, stellt sich die Protagonistin ihm allein mitsamt ihrem Zauberpulver entgegen… 

Es geht aus, wie man vermutet: Das Monster wird gezähmt, die Stadt gerettet und die Sturmjäger-Romanze reitet dem Sonnenuntergang entgegen. Allerdings ohne Kuss – angeblich auf Spielbergs Wunsch.  

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Twister, das Baby", vielleicht schon bald in unseren Kinos.

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