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Schiffsunfall in Elsfleth: Beschädigte Huntebrücke: Wirtschaft und Politik beraten

Stern 
Schiffsunfall in Elsfleth: Beschädigte Huntebrücke: Wirtschaft und Politik beraten

Die Brücke über die Hunte im Kreis Wesermarsch hat eine große Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Nun ist sie zum zweiten Mal seit Februar wegen eines Schiffsunfalls kaputt. Wie geht es weiter?

Nach dem Zusammenstoß eines Binnenschiffs mit der Eisenbahnbrücke in Elsfleth im Landkreis Wesermarsch suchen Vertreter der Häfen, der Bahn und der Politik nach einer baldigen Lösung. Über das Ergebnis eines Gesprächs zu den Folgen des Unfalls und den nächsten Schritten wollte das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr noch im Laufe des Donnerstags informieren. Die Brücke hat eine große Bedeutung für die Region, die Anbindung an die Häfen links der Weser an den Schienengüterverkehr und für die Schifffahrt. 

Bahnstrecke gesperrt, Schiffe fahren wieder

Die Deutsche Bahn arbeitet nach eigenen Angaben unter Hochdruck an der Instandsetzung der Bahnstrecke. Doch die Reparatur wird demnach mehrere Wochen dauern. Für die Bahnstrecke zwischen Berne und Brake (Unterweser) hat die Nordwestbahn zunächst bis zum kommenden Sonntag einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Das Unternehmen weist darauf hin: "Ein Ende der Störung ist momentan nicht absehbar." Fahrgäste sind gebeten, auf die veränderten Fahrzeiten zu achten. Die Sperrung betrifft auch den Schienengüterverkehr. Züge können die Strecke derzeit nicht befahren. 

Nachdem die Hunte in Elsfleth für den Schiffsverkehr nach dem Unfall zunächst gesperrt war, können Binnenschiffe dort inzwischen wieder fahren. Allerdings ist die Durchfahrt unter der Brücke jeweils nur einspurig für ein Schiff möglich. Die Verkehrszentrale Bremen steuert den Verkehr, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizeiinspektion Oldenburg sagte. Die Schiffsführer müssten weiter genau auf die Pegelstände achten und bei Bedarf warten, bis die Strecke unter der Brücke frei ist. 

Hoher Schaden an der Brücke 

Das Binnenschiff prallte am Dienstag gegen die Eisenbahnbrücke. Dabei wurde das Brückenhaus des Tankschiffs fast komplett abgerissen, die Brücke und die Oberleitung beschädigt. Der Schiffsführer und ein weiteres Besatzungsmitglied wurden leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. 

Nach ersten Ermittlungen schätzte der Schiffsführer die Durchfahrtshöhe falsch ein, gegen ihn wird nun wegen Gefährdung des Bahn- und Schiffsverkehrs ermittelt. Der Wasserschutzpolizei zufolge sind die Pegelstände an der Hunte sichtbar. "Aktuell kann der Schiffsführer die Durchfahrtshöhe in Echtzeit an vier analogen Brückenpegeln ablesen und eigenverantwortlich seine Durchfahrt planen", erklärte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Weser-Jade-Nordsee. Die Pegelstände werden auch über Funk durchgegeben. "Die Schiffsführer sind verpflichtet, diese Nachrichten zu hören", sagte der Sprecher der Wasserschutzpolizei. 

Der Schaden soll möglichst schnell repariert werden, wie die Bahn mitteilte. Zunächst müsse der Überbau der Brücke, die Gleise und die Oberleitung zurückgebaut werden. Im Anschluss könne unter Einsatz eines Schwimmkrans ein neues Brückenteil aufgelegt werden. Danach sollen die Gleise und Oberleitungsanlagen inklusive der Leit- und Sicherungstechnik wieder aufgebaut und angeschlossen werden. Wenn mit der Technik alles stimmt, kann die Brücke der Bahn zufolge dann wieder für den Verkehr freigegeben werden. 

Häfen wieder vom Verkehr abgeschnitten

Brakes Bürgermeister Michael Kurz (SPD) hofft auf eine schnelle Reparatur, damit die Häfen links der Weser wieder bedient werden können. "Millionen Tonnen Güter werden aus den Häfen und in die Häfen transportiert", sagte er dem NDR. Die landeseigene Hafeninfrastrukturgesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) geht von Einnahmeausfällen in Millionenhöhe aus und sieht Arbeitsplätze in Brake in Gefahr. 

Schon infolge eines Schiffsunfalls im Februar sei für den Hafen Brake ein Schaden von rund einer Million Euro entstanden, schätzt NPorts. Damals prallte ein Binnenschiff gegen die Brücke und beschädigte das Bauwerk so stark, dass eine provisorische Brücke errichtet werden musste. Auch damals soll der Schiffsführer die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt haben, eine Anklage gegen den Mann wird erwartet. 

Die nun ebenfalls kaputte Behelfsbrücke war seit Ende April in Betrieb. Nach Wochen des Stillstands konnten Ende April wieder Züge zwischen Berne und Elsfleth fahren, die Häfen in Nordenham und Brake waren per Schiene erreichbar. 

Für Oldenburg war die Behelfsbrücke allerdings keine Lösung, der Hafen ist seit dem ersten Unfall im Februar abgeschnitten. Der Bau einer neuen Drehbrücke werde womöglich Jahre dauern - und der Schaden sich schnell auf eine zweistellige Millionenhöhe summieren, so die Befürchtung aus Oldenburg.

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