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Fäulnis-Krankheiten: Feuchtwarmes Wetter macht Kartoffelbauern Sorge

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Fäulnis-Krankheiten: Feuchtwarmes Wetter macht Kartoffelbauern Sorge

Viel Regen, teils Überschwemmungen, kaum Sonne: Die Kartoffelbauern sind derzeit nicht euphorisch. Hinzu kommen Fäulniserkrankungen, die Kraut und Knollen befallen. Wie entwickeln sich die Preise?

Das feuchtwarme Wetter und der viele Niederschlag der vergangenen Wochen dürfte sich negativ auf die im August und September anstehende Kartoffelernte auswirken. Neben einer verspäteten Auspflanzung sei in diesem Jahr wegen der feuchten Witterung auch der Krankheitsbefall der Kartoffeln ein Problem, sagt der niedersächsische Landwirt Thorsten Riggert, der auch im Beirat der Union der deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) sitzt.

Für die Endverbraucher rechne er daher mit Preisen auf dem relativ hohen Niveau des Vorjahres, erklärt Riggert. "Es wird mit Sicherheit keine Höchsterträge geben." Er verweist auch auf die Überschwemmungen, die es in diesem Jahr in vielen Teilen Deutschlands gegeben hat. Auch jetzt sei das Befahren der Ackerflächen stellenweise wegen der feuchten Böden schwierig. 

Krankheitsdruck durch Fäule

Der Krankheitsdruck durch die Kraut- und Knollenfäule sei so hoch wie seit 10 oder 15 Jahren nicht mehr, berichtet Riggert. Um zu verhindern, dass die im Herbst eingelagerten Kartoffeln nicht auch von Fäulnis befallen werden, dürfte die Lagerung anspruchsvoller werden. 

Im Unterschied zu Riggert rechnet der Marktexperte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Christoph Hambloch, tendenziell mit sinkenden Verbraucherpreisen in den kommenden Wochen. Er verwies auf nachgebende Erzeugerpreise: "In der vergangenen Woche wurden noch 58 Euro pro 100 Kilogramm Kartoffeln gezahlt, in dieser Woche sind es nur noch 46 Euro." 

Sinkende Verbraucherpreise im Spätsommer

Er rechne damit, dass sich die geringeren Erzeugerpreise auch bei den Endverbraucherpreisen niederschlagen. Spätestens bis Anfang September dürften die Preise sinken, weil dann die neue Ernte auf den Markt komme.

Derzeit lägen die Verbraucherpreise noch über dem Niveau des Vorjahres, erklärt Hambloch. In den vergangenen zwei Wochen hätten sie im Bundesdurchschnitt bei 1,66 Euro pro Kilo gelegen, im entsprechenden Zeitraum des vergangenen Jahres bei 1,60 Euro. Mitte August 2023 lagen die Durchschnittsverbraucherpreise für ein Kilogramm vorwiegend festkochende Kartoffeln zwischen 1,30 und 1,40 Euro.

 "Ich denke, es wird Mitte August dieses Jahres sicherlich 10 bis 15 Cent günstiger sein", meint Hambloch. Allerdings sei das vergangene Jahr ein ausgesprochenes Hochpreis-Jahr für Kartoffeln gewesen.

Landwirte brauchen Pflanzenschutzmittel

Um auch bei den gegenwärtigen Wetterbedingungen Kartoffeln ernten zu können, brauchen die Landwirte laut Hambloch und Riggert Pflanzenschutzmittel. Auch im Biobereich müssten die Landwirte in diesem Jahr verstärkt Kupfer einsetzen, um den Pilzbefall bei Kartoffeln zu bekämpfen, sagte Hambloch: "Ohne Pflanzenschutz wäre das eine Katastrophe geworden."

Für die konventionellen Landwirte sei es wichtig, weiter eine Auswahl an Pflanzenschutzmitteln zu haben, betonte Riggert. "Wir können mit Künstlicher Intelligenz in einigen Teilbereichen schon 90 Prozent der Pflanzenschutzmittel einsparen, aber für die letzten 10 Prozent brauchen wir alle Wirkstoffe", sagte er. Die Landwirtschaft sei da schon weiter, als es die Politik begreifen möchte. Es sei kontraproduktiv, wenn von Jahr zu Jahr die Zahl der zugelassenen Mittel schrumpfe.

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