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Salzburger Festspiele: Stefan Zweigs "Sternstunden" in Salzburg: Buhs für die Regie

Stern 
Salzburger Festspiele: Stefan Zweigs

Die Salzburger Festspiele starteten mit einer erfolgreichen Neuinszenierung des "Jedermann". Die zweite Theaterproduktion widmet sich Stefan Zweig - keine Sternstunde, aber mit funkelnden Momenten.

Bei den Salzburger Festspielen ist Thom Luz für seinen Theaterabend nach Stefan Zweigs "Sternstunden der Menschheit" ausgebuht worden. Der Hausregisseur des Münchner Residenztheaters verwebt für seine Produktion Zweigs Erzählungen über Schicksalsmomente der Weltgeschichte mit der tragischen Exil-Geschichte des österreichischen Autors, der unter anderem für die "Schachnovelle" bekannt ist.

Die stark von brasilianischer Musik geprägte Koproduktion mit dem Residenztheater ist dort ab Oktober zu sehen.

Zweig (1881-1942) galt zu Lebzeiten als einer der weltweit erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren. In den "Sternstunden" beschrieb er große historische Momente, die von kleinen Begebenheiten ins Rollen gebracht wurden.

Textcollage mit Blödel-Faktor

Zweigs Schilderungen der osmanischen Eroberung Konstantinopels, der Niederlage Napoleons bei Waterloo oder der Entstehung der französischen Nationalhymne können nur schwer in traditionelle Theaterszenen übersetzt werden. Luz baut folgerichtig eine Collage aus Zweigs Texten und wählt als Ort der Handlung ein Archiv, in dem allerlei historische Objekte gelagert werden, wie etwa ein Obelisk, eine Kanone oder Statuen.

Über weite Strecken des Abends blödeln sich drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler aus dem Ensemble des Residenztheaters hyperaktiv durch diesen Requisiten-Fundus, während über Lautsprecher Zweig-Textfetzen eingespielt werden. Teils sind die Worte des Autors nur verständlich, wenn man die englischen Übertitel mitliest.

Berührende Momente retten den Abend

Starke Momente gelingen Luz hingegen dann, wenn das Ensemble Zweig durch seine Tagebücher und Briefe zu Wort kommen lässt. Der aus einer jüdischen Familie stammende Autor, der 1934 nach England und später nach Südamerika emigrierte, klagt im Exil etwa über das Leid der Flüchtlinge und schrieb von einer herannahenden Katastrophe. Angesichts der aktuellen Weltlage wird die Aktualität von Zweigs Werk in diesen Passagen sichtbar.

Der Schlussteil des Abends widmet sich Zweigs Leben und Suizid in Brasilien. Dabei bekommt das Ensemble endlich Raum für ruhigere, berührende Momente. Besonderen Eindruck hinterlässt Isabell Antonia Höckel, die auf Portugiesisch Erinnerungen von Zweigs brasilianischen Zeitgenossen an ihn erzählt und den Autor so wieder zum Leben erweckt. Das Ensemble und die Bühnenmusiker erhielten langen Applaus.

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