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Nach Angriff auf Golanhöhen: Israel nimmt in Beirut Hisbollah-Kommandeur ins Visier

Stern 
Nach Angriff auf Golanhöhen: Israel nimmt in Beirut Hisbollah-Kommandeur ins Visier

Nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben in Beirut den für den Vorfall verantwortlichen Kommandeur der pro-iranischen Hisbollah "gezielt" ins Visier genommen. Aus Hisbollah-Kreisen verlautete, ihr hochrangiger Kommandeur Fuad Schukr habe den Luftangriff in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt überlebt. Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati verurteilte den israelischen Angriff ebenso wie der Iran und Russland.

"Die israelische Armee hat in Beirut einen gezielten Angriff auf den Kommandeur ausgeführt, der für die Ermordung der Kinder von Madschdal Schams und zahlreicher anderer israelischer Zivilisten verantwortlich ist", hieß es am Dienstag in einer Erklärung des israelischen Militärs. In dem Dorf auf den von Israel annektierten Golanhöhen waren am Samstag bei dem Einschlag einer aus dem Libanon abgefeuerten Rakete auf einem Fußballplatz nach israelischen Angaben mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden. 

Israel und sein Verbündeter USA machen die vom Iran finanzierte und bewaffnete libanesische Hisbollah-Miliz für den tödlichen Angriff verantwortlich, diese stritt jegliche Verantwortung ab. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drohte am Montag mit einer "harten" Antwort.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant schrieb am Dienstag kurz nach dem Angriff auf den als Hisbollah-Hochburg geltenden Süden von Beirut im Onlinedienst X, die Hisbollah habe "die rote Linie überschritten". 

Das libanesische Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl der Opfer zunächst mit "einer getöteten weiblichen Zivilistin und 68 verletzten Zivilisten, fünf von ihnen schwer". Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete, wurde die oberste Etage eines achtstöckigen Gebäudes getroffen. Krankenwagen waren demnach unterwegs zum Ort des Geschehens.

Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, dass zwei Menschen getötet worden seien. Der Angriff nahe einer wichtigen Hisbollah-Zentrale habe einem "führenden Kommandeur" der im Libanon einflussreichen Schiitenmiliz gegolten. Wie die AFP später aus Hisbollah-Kreisen erfuhr, handelte es sich dabei um den hochrangigen Kommandeur Fuad Schukr. Dieser spiele "eine führende Rolle bei den Operationen der Hisbollah gegen Israel vom Süden des Libanon aus", hieß es weiter. Er sei jedoch "dem israelischen Schlag entkommen". 

Laut dem US-Außenministerium ist Schukr "ein hoher Militärkommandeur der Kräfte der Gruppe im Südlibanon", der "eine Schlüsselrolle bei den jüngsten Militäroperationen der Hisbollah in Syrien" gespielt habe. Nach US-Angaben spielte Schukr 1983 eine zentrale Rolle bei einen Bombenanschlag in Beirut, bei dem mehr als 200 US-Marinesoldaten getötet worden waren. Washington setzte 2017 ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen Dollar (4,62 Millionen Euro) auf Schukr sowie einen weiteren Hisbollah-Kommandeur aus. 

Libanons Regierungschef Mikati verurteilte den israelischen Angriff als "kriminellen Akt". Er stehe in einer "Reihe von aggressiven Operationen, bei denen Zivilisten in klarer und eindeutiger Verletzung des Völkerrechts getötet werden", hieß es in einer Erklärung seines Büros. 

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanani, sprach von einer "bösartigen und kriminellen Aktion". Das russische Außenministerium bezeichnete den israelischen Angriff laut staatlichen Nachrichtenagenturen als "groben Verstoß gegen das Völkerrecht".

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen infolge deren beispiellosen Großangriffs auf Israel am 7. Oktober feuert die mit der Hamas verbündete Hisbollah nahezu täglich Raketen auf Israel ab. Israel reagiert darauf mit Gegenangriffen im Süden des Libanon. Auf beiden Seiten wurden zehntausende Menschen evakuiert. 

Auf israelischer Seite wurden nach israelischen Angaben bislang 22 Soldaten und 25 Zivilisten getötet. Im Libanon wurden nach einer AFP-Zählung 531 Menschen getötet, die meisten von ihnen militante Kämpfer. Unter den Getöteten sind aber auch mehr als hundert Zivilisten.

Auch am Dienstag kam es zu erneuten Angriffen der Hisbollah auf Zivilisten. Im Kibbuz Hagoschrim wurde ein 30-jähriger Mann durch Raketensplitter tödlich verletzt. Israelischen Angaben zufolge erfolgte der Beschuss vom Libanon aus.

Zuvor hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben bei nächtlichen Angriffen auf Hisbollah-Ziele im Libanon einen Hisbollah-Kämpfer getötet. Zudem sei "ein Waffenlager der Hisbollah, terroristische Infrastruktur, Militäreinrichtungen und einen Raketenwerfer im Südlibanon" getroffen worden.

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