Badeunfälle: Mehr Menschen ertrinken in Seen - oft allein und unsicher
Schwüle Hitze, stechende Sonne, nur ein Wunsch: ins Wasser. Doch viele unterschätzen das Risiko und ertrinken. Dabei droht Gefahr vor allem dort, wo man sie weniger erwartet.
Die meisten Menschen sind in Baden-Württemberg im laufenden Jahr und nach Erkenntnissen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in einem See ums Leben gekommen. Genaue Zahlen dazu gibt es bisher zwar noch nicht - die wollen die Lebensretter der DLRG am Donnerstag (11.00 Uhr) in einer Zwischenbilanz zu den tödlichen Badeunfällen vorlegen. Allein aus den baden-württembergischen Polizeiberichten dieses Jahres wird allerdings deutlich, dass die Zahl der Ertrunkenen in Seen die Zahl aus dem gleichen Zeitraum des Vorjahres noch übertrifft. Zwischen Januar und Juli 2023 waren laut DLRG 11 Menschen in Seen gestorben.
Mit den zunehmend sonnigen Tagen nach bisher wechselhaften Wochen steigt laut DLRG auch die Gefahr von Badeunfällen. Bereits in der ersten August-Woche sind mindestens drei weitere Leichen in Seen geborgen worden, darunter ein junger Mann in Freiburg und ein weiterer Mann in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis).
Immer mehr Baggerseen werden zu Freibädern
Allerdings steigen nach DLRG-Angaben auch die Anfragen der Kommunen an die Gesellschaft, weil viele Baggerseen mittlerweile an der Schwelle zum Freibad sind. Zudem nehme die Zahl der Stand-up-Paddler zu, die die Hitze auf dem Brett und die kühle Wassertemperatur bei einem Sturz unterschätzen.
Im gesamten Vorjahr sind landesweit mindestens 43 Menschen in Flüssen, Seen oder Bächen ums Leben gekommen. Etwa vier von fünf Opfern waren laut DLRG Männer, fast jeder zweite Tote war den Angaben zufolge älter als 60 Jahre. Die meisten Menschen ertranken im Südwesten in überwiegend unbewachten Binnengewässern.
Schwimmen in Begleitung oder mit Schwimmboje
Markus Mang vom DLRG Württemberg warnt deshalb: "Ertrinken ist leise. Wenn niemand von Ihnen weiß, kann auch niemand helfen." Es sei auffällig, dass dort, wo die Rettungsschwimmer im Einsatz seien, deutlich weniger Menschen gefährdet seien. "Gehen Sie vor allem dort schwimmen, wo Sie nicht alleine sind, am besten an bewachten Stellen. Gehen Sie nicht alleine. Und nutzen Sie am besten eine Schwimmboje", sagt er.
Die aufblasbaren und signalfarbenen Bojen können mit einem langen Gurt am Körper befestigt und beim Schwimmen hinterhergezogen werden. Sie dient bei Notfällen wie einem Krampf als eine Art Rettungsring und kann bei Pausen als Polster genutzt werden.
Immer mehr Nichtschwimmer
Der DLRG warnt vor allem vor einem Trend zu immer mehr Nichtschwimmern und schlechten Schwimmern, den es dringend zu stoppen gelte. Auch württembergische Ausbilder melden laut DLRG zunehmend, selbst in höheren Schulklassen könnten immer weniger Jugendliche gut schwimmen.
Etliche Schwimmbäder klagen laut DLRG über Personalmangel, zahlreiche Gewässer sind weiter unbewacht und die Freiwilligen können inzwischen weniger Zeit für ihr Ehrenamt aufbringen. Mindestens jede fünfte Grundschule kann laut DLRG mangels eines erreichbaren Schwimmbades keinen Schwimmunterricht anbieten, bundesweit ist die Hälfte der Bäder sanierungsbedürftig, künftige Wasserretter können so nicht ausgebildet werden.
Die DLRG, nach eigenen Angaben die größte Wasserrettungsorganisation der Welt, ist auch die Nummer Eins in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Die baden-württembergischen Lebensretter zählen etwas mehr als 8000 ehrenamtliche Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer (2022: 6.090), die im vergangenen Jahr fast 229 000 Stunden Dienst in der Wasserrettung geleistet haben (2022: 209.000). Im selben Zeitraum stieg die Zahl der ehrenamtlichen Schwimmausbilderinnen und Schwimmausbilder um rund 200 von auf fast 7.000.