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Flugplatz Mendig: Warum in der Eifel eine Zeltstadt für 50.000 Muslime entsteht

Stern 

Zehntausende Muslime werden am Wochenende zur Jahresversammlung der größten islamischen Gemeinschaft Deutschlands erwartet. Dafür werden insgesamt 220 Zelte errichtet.

Auf einem ehemaligen Militärflugplatz in Rheinland-Pfalz entsteht in diesen Tagen eine Zeltstadt für bis zu 50.000 Menschen. Der Grund: Die islamische Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) hält von Freitag bis Sonntag ihre jährliche Versammlung Jalsa Salana in Mendig in der Eifel ab.  Wie "T-Online" berichtet, werden dafür insgesamt 220 Zelte errichtet – unter anderem für Veranstaltungen, Gebete, zum Übernachten oder auch als Büro- oder Verpflegungszelt. Hinzu kommen dem Bericht zufolge noch rund 1000 Zelte für Familien. In der Zeltstadt – oder besser Zeltgroßstadt – herrscht außerhalb der Familienzelte strikte Geschlechtertrennung.

Die erwartete Teilnehmerzahl übertrifft die Einwohnerzahl von Mendig um rund das Fünffache, allerdings ist die Jalsa Salana nicht die erste Großveranstaltung auf dem Flugplatz. 2015 und 2016 fand dort das Festival "Rock am Ring" statt, ansonsten wird das Gelände unter anderem von einer Sportfluggruppe genutzt und für Dreharbeiten und Auto-Testfahrten herangezogen.

Für die laut Veranstalter größte religiöse Veranstaltung auf dem europäischen Kontinent sind laut "Bild" etwa 6000 Helfer im Einsatz, die Kosten von rund sechs Millionen Euro werden den Berichten zufolge vollständig über Spenden von Ahmadiyya selbst finanziert. Größere Sicherheitsbedenken seitens der Behörden gebe es nicht, alles sei "sehr professionell aufgestellt", zitiert die "Rhein-Zeitung" aus einer Erklärung der zuständigen Ordnungsbehörde.

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Ahmadiyya Muslim Jamaat hat in Deutschland rund 55.000 Mitglieder

Ahmadiyya Muslim Jamaat, die nach eigenen Angaben älteste muslimische Gemeinschaft Deutschlands, feierte im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Geistliches globales Oberhaupt ist der Kalif Mirza Masroor Ahmad, der seine Teilnahme in Mendig Medienberichten zufolge aus gesundheitlichen Gründen absagte. Ursprünglich stammt die Bewegung aus Pakistan.

Die Bewegung hat hierzulande nach eigenen Angaben rund 55.000 aktive Mitglieder und mehr als 70 Minarett-Moscheen. Die Ahmadiyya-Gemeinschaft ist eigenen Angaben zufolge in mehr als 200 Ländern vertreten, die erste Jalsa Salana in Deutschland fand 1976 statt. Die Bewegung versteht sich offiziell nicht als politisch. "Wenn wir von ,Kalifat‘ reden, geht es nicht um die Errichtung eines politischen Staatsgebildes", sagte AMJ-Sprecher Asif Malik gegenüber "T-Online".  

RAMADAN Strecke 6:20

Der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland, Abdullah Uwe Wagishauser, sieht Muslime hierzulande selbst in der Verantwortung, für ein besseres Verständnis ihrer Religion einzustehen, wie er auf der Jalsa Salana im vergangenen Jahr in Stuttgart sagte. Die Veranstaltung soll auch in diesem Jahr wieder für Nicht-Muslime offen sein. Trotz aller Loyalität zu Deutschland, so sagt die Islam-Expertin Susanne Schröter zu "Bild", handele es sich bei der Ahmadiyya-Gemeinschaft um eine "sehr rigide ultrakonservative Gruppe", in der strikte Geschlechtertrennung herrsche, Ehen oft von den Älteren arrangiert würden und das Gesetz, an das sich alle halten sollten, letztlich die Scharia sei.

Quellen: "T-Online", "Bild", "Rhein-Zeitung", Ahmadiyya Muslim Jamaat, DPA

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