EPR-Atomreaktor im französischen Flamanville läuft an und soll im Herbst ans Netz
Knapp 17 Jahre nach Baubeginn ist der EPR-Atomreaktor im französischen Flamanville angelaufen. "Das Herz des Reaktors wird zu schlagen beginnen", teilte der Kraftwerkbetreiber EDF in der Nacht zu Dienstag mit. Die französische Atomaufsicht habe grünes Licht für die Prozedur gegeben, die die Kernspaltung im Reaktor in Gang setze, erklärte EDF. Der Atomreaktor könne voraussichtlich im Herbst ans Stromnetz angeschlossen werden.
Bis dahin soll der Reaktor 25 Prozent seiner möglichen Stromproduktion erreichen. Bis er die volle Produktion erreicht, dauert es dann noch mehrere Monate. Ein Datum dafür nannte EDF nicht.
Der seit 2007 im Bau befindliche Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Flamanville sollte ursprünglich 2012 ans Netz gehen. Die Gesamtkosten wurden von EDF zuletzt auf 13,2 Milliarden Euro geschätzt, etwa vier Mal teurer als vorgesehen. Der französische Rechnungshof hatte die Kosten 2020 sogar auf 19 Milliarden geschätzt.
Die französische Atomaufsicht hat EDF verpflichtet, 2026 den Deckel des Reaktors auszutauschen, bei dem Schwachstellen im Stahl entdeckt worden waren.
Der EPR-Reaktor von Flamanville wird mit 1600 Megawatt der mächtigste Atomreaktor Frankreichs. Weltweit sind bislang drei EPR-Reaktoren in Betrieb, einer in Finnland und zwei in China. Frankreich verfügt derzeit insgesamt über 56 Atomreaktoren und plant den Bau von 14 weiteren, nach einem vereinfachten Modell des EPR-Reaktors.
Die Prognose für die Atomstromproduktion in diesem Jahr korrigierte EDF unterdessen nach oben. 2024 rechnet der staatliche Stromkonzern nun mit 340 bis 360 Terawattstunden. Bisher lag die Prognose bei 315 bis 345 Terawattstunden. "Die übrigen 56 Reaktoren produzieren besser als erwartet", sagte Régis Clément, Vizedirektor der Nuklearsparte von EDF.