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Antike Gleichberechtigung: Liebe in Rom – dieser Mann setzte seiner Löwin ein Denkmal für die Ewigkeit

Stern 

41 Jahre dauerte die Ehe zwischen Turia und ihrem Mann. Für ihn nahm sie jede Gefahr und jedes Opfer auf sich. Auf ihrem Grabstein beschwört der Witwer die Liebe zwischen dem Paar.

Turia lebte zur Zeit von Julius Caesar und Augustus. Sie war jünger als ihr Mann und ließ ihn doch als Überlebenden zurück. Der Gatte errichtete ihr ein kostbares Grabmal, darauf eingemeißelt findet sich eine Lobrede an Turia. Sein Andenken an eine Löwin. Eine selbstbewusste Frau, die in unruhigen Zeiten keine Auseinandersetzung scheute und die für ihren Mann zu jedem Opfer bereit gewesen war. So lang dauernde Ehen, die durch den Tod beendet, und nicht durch Scheidung getrennt worden sind, sind selten, beginnt der Text. "Es ist uns geglückt, dass die Ehe ungefähr einundvierzig Jahre ohne Kränkung geführt wurde."WISSEN Garten Caligula, 19.55

Lobrede an die Tote

Wegen der Streitereien um Erbe und Besitz ist die Laudatio Turiae eine der wichtigsten Quellen für das römische Zivilrecht. Vor allem aber ist sie das Zeichen einer großen Liebe. Typisch für die Römer ist, dass der Grabstein sich mit persönlichen Daten zurückhält, während heutige Grabsteine zunächst wie ein Melderegister beschrieben werden. Die Laudatio war für die Götter und die Ewigkeit bestimmt und für Turia. Der Stein liest sich, als würde der Mann das Loblied direkt der Toten vortragen. Von ihr wissen wir nur den Namen aber nicht einmal den der Familie, der Mann selbst erwähnt sich nicht. Die politischen Unruhen der Zeit erreichten auch Turia, sodass wir sie zeitlich verorten können.Wissen Mausoleum

Trat für ihre Rechte ein

Turia war eine Kämpferin. Schon als junge Frau sorgte sie gemeinsam mit ihrer Schwester dafür, dass die Mörder ihrer Eltern vor Gericht gestellt und verurteilt wurden. Danach musste sie sich habgieriger Verwandter erwehren, die ihr den Status als Alleinerbin mit dem Hinweis auf ihren Status als Ehefrau streitig machen wollten. In ihrer Ehe wählten Turia und ihr Mann einen Weg, der beide zu gleichberechtigten Partnern machte und das Kunststück fertigbrachte, dennoch der Tradition zu entsprechen. So wurde der Gatte der Vormund ihres ererbten Vermögens, im Gegenzug erhielt sie die Obhut über all seine Güter.

Doch das Paar konnte keine Kinder haben. In Rom war Kinderlosigkeit ein fast zwingender Scheidungsgrund, führte das Fehlen von Kindern doch zum Erlöschen der Linie und unterbrach den Zyklus, mit dem Besitz weitergegeben werden konnte. Turia bot ihrem Mann daher die Scheidung an und mehr noch, sie war bereit, ihr ganzes ererbtes Gut in die zweite Ehe ihres Mannes zu geben, damit das neue Paar den Weg fortsetzen könnte, den sie eigentlich mit ihm beschreiten wollte. Doch er lehnte entrüstet ab, denn eine Scheidung hätte Schande über ihn und lebenslanges Unglück über sie beide gebracht.

Obwohl das Paar nun keine Nachkommen haben konnte, legte es großen Wert darauf, das Vermögen zu mehren und nicht durch Protzerei zu vertun. Turia stiftete daraus die Mitgift für die jungen Frauen ihrer Familie. Den Besitz zu erhalten, war in der Zeit der Bürgerkriege ein Kunststück. Die Parteien bereicherten sich und finanzierten ihre Armeen damit, dass sie Römer verfolgten, nur um ihren Besitz zu beschlagnahmen.Theodora Rede 20.18

So rettete sie sein Leben

Er bekennt, nur Turia habe er es zu verdanken, die beiden großen Bürgerkriege überlebt zu haben. Der Mann war Republikaner und kämpfte aufseiten Pompeius gegen Caesar. Mit der Niederlage und dem Tod von Pompeius Magnus wurde er für rechtlos erklärt und floh ins Exil. Obwohl es streng verboten und gefährlich war, hielt seine Frau die formal ungültige Ehe zu dem Verbannten aufrecht und unterstütze ihn in der Fremde. Auch der zweite Bürgerkrieg fand ihn auf der falschen Seite. Als Octavian, der spätere Augustus, siegte, war der Gatte wieder oder immer noch verbannt. Schließlich rettete Turia sein Leben. Sie warf sich vor Lepidus, einem Mitherrscher Octavians, zu Boden und küsste dessen Füße, um Gnade für ihren Mann zu erbitten. Selbst Schläge und Tritte brachten sie nicht dazu, aufzuhören. Angesichts des Eindrucks, den ihr Mut und ihre Beharrlichkeit hervorriefen – "auch wenn den Körper von Schlägen und Flecken bedeckt wurde, blieb dein Wille stark" – konnte Lepidus nicht anders, als ihren Mann zu begnadigen.

Als sie vor ihm starb, errichtete der Witwer, dessen Namen unbekannt blieb, seiner Turia den außergewöhnlichen Grabstein.

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