Tory-Vorsitz: Kandidaten vom rechten Rand gewinnen parteiinterne Abstimmung
Im Rennen um die Nachfolge von Rishi Sunak an der Spitze der britischen Konservativen haben sich zwei Kandidaten vom rechten Rand für die letzte Wahlrunde qualifiziert. Die als Favoritin gehandelte Kemi Badenoch lag bei der Abstimmung am Mittwoch mit 42 Stimmen knapp vorn, für den Gegenkandidaten Robert Jenrick stimmten 41 Tory-Abgeordnete. Der ehemalige Außenminister James Cleverly, der dem Mitte-Rechts-Lager zugeordnet wird, konnte sich mit 37 Stimmen hingegen nicht für die Stichwahl qualifizieren.
Die nach ihrer historischen Wahlniederlage im Juli stark angeschlagenen Konservativen haben nun bis Ende Oktober Zeit, sich für Badenoch oder Jenrick zu entscheiden. Wer neuer Tory-Vorsitzender oder -Vorsitzende wird soll am 2. November bekanntgegeben werden.
Der neue Parteichef oder die neue Parteichefin steht vor der schwierigen Aufgabe, die Partei wieder auf Kurs zu bringen. Die ehemalige Regierungspartei wurde seit dem Brexit-Referendum 2016 von fünf unterschiedlichen Vorsitzenden geführt und von zahlreichen Skandalen erschüttert.
Badenoch sitzt seit 2017 als Abgeordnete für das südwestenglische Essex im Parlament. Die Tochter nigerianischer Eltern, die ihre Kindheit größtenteils in Lagos verbrachte, steht seit Jahren für einen deutlich rechtsgerichteten Kurs der Partei. Bevor sie in die Politik eintrat, war die 44-Jährige in der IT-Branche und im Bankensektor tätig. Unter Sunak war sie Wirtschafts- und Handelsministerin.
In der Vergangenheit bezeichnete bezahlten Mutterschutz für Beschäftige in kleinen Unternehmen als "übertrieben". Sie gilt zudem als einwanderungsfeindlich und beschreibt sich selbst als "Skeptikerin", was das Klima-Thema Netto-Null-Emissionen angeht. In der Vergangenheit warf sie ihrer Partei vor, in gesellschaftlichen Fragen einen zu "liberalen" Kurs eingeschlagen zu haben.
Ihr Rivale um den Parteivorsitz, Jenrick, ist seit 2014 Abgeordneter. Der 42-jährige ehemalige Anwalt war lange für seinen moderaten Kurs bekannt. Ende vergangenen Jahres trat er jedoch als Migrationsminister zurück, da ihm die umstrittenen Pläne der damaligen Tory-Regierung zur Abschiebung von Migranten nach Ruanda nicht weit genug gingen.