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Pressestimmen: Krise bei VW: "Volkswagen macht seit Jahren seine Hausaufgaben nicht"

Stern 

VW will mehrere Werke in Deutschland schließen, machte der Betriebsrat öffentlich. Die Presse erkennt zahlreiche Fehler in der "Teppichetage", aber auch Versäumnisse der Ampel.

Volkswagen bringt mit seinen Sparplänen die eigenen Mitarbeiter gegen sich auf. "Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo in Wolfsburg. Zudem seien ein massiver Personalabbau und Lohnkürzungen geplant. Europas größter Autobauer wollte die Maßnahmen auf Anfrage nicht bestätigen, bekräftigte aber die jüngst verschärften Sparpläne für die schwächende Kernmarke VW. Die Lage sei ernst, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut Mitteilung.

So kommentiert die Presse die Sparmaßnahmen bei VW

"Rhein-Zeitung": "Volkswagen macht seit Jahren seine Hausaufgaben nicht. Statt bessere Diesel zu bauen, betrog der Konzern Kunden und Behörden – bis heute läuft die juristische Aufarbeitung des Skandals. Als Tesla die ersten Elektroautos baute, machte sich der damalige VW-Chef lustig über die Visionen eines gewissen Elon Musk. Diese Hybris hat VW schläfrig werden lassen, nun hat der Konzern den Anschluss bei der Elektromobilität in den USA, Europa und vor allem China verloren. Dass Olaf Scholz nun erklären lässt, auch jetzt gehe es vor allem um Joberhalt, lässt nichts Gutes ahnen. VW braucht nicht mehr Staat, sondern mehr Marktwirtschaft. Je länger der Konzern die Schnitte hinauszögert, desto schmerzhafter werden sie ausfallen."

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"Leipziger Volkszeitung": "Irgendwo in den vielen Anbauten dieses großen Hauses wurde immer genug verdient, um den Sanierungsbedarf in der alten guten Stube zu ignorieren. Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte ist buchstäblich seit Jahrzehnten ein Thema. Doch so lange der chinesische Markt boomte, die Konzerntochter Audi mit der Premiumstrategie glänzend verdiente, Porsche trotz sechsstelliger Preise Verkaufsrekorde feierte – so lange ließ es sich aushalten."

"Reutlinger General-Anzeiger": "Der Zickzack-Kurs beim Thema E-Fuels dürfte seinen Anteil daran haben, dass deutsche Hersteller nicht konsequenter auf E-Mobilität umstellen und so weiter teure Doppelstrukturen aufrechterhalten, während Hersteller in China sich ganz auf die neue Technologie fokussieren und so in der Lage sind, deutlich größere Skaleneffekte zu erzielen. Aber auch im wichtigen Absatzmarkt China halten die Bürger derzeit ihr Geld zusammen."

"Augsburger Allgemeine": "Wie sehr Menschen fehlen, merkt man manchmal erst viele Jahre nach ihrem Tod. Ferdinand Piëch starb 2019. Heute wäre der Weitblick und die Weisheit des kauzigen VW-Patriarchen mehr denn je gefragt. (…) Piëch hätte als großer Netzwerker Betriebsräte und Gewerkschafter nicht mit immer neuen Drohungen provoziert, sondern sich mit ihnen als Vater des Unternehmens hinter den Kulissen verständigt. Unter Piëch führten Unternehmen und Betriebsrat 1994 die Vier-Tage-Woche ein. Dadurch wurden Jobs gesichert und der Weg aus der Krise wurde geebnet. Das ist Weitsicht. Kahlschlag dagegen hinterlässt verbrannte Erde."

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"Pforzheimer Zeitung": "Über Jahre ist der Berg an Schwierigkeiten immer größer geworden. Viele Faktoren spielen eine Rolle, darunter ohne Frage Fehler, die in der Teppichetage gemacht wurden. Ein anderes Problem ist die außergewöhnliche Macht der IG Metall und des Betriebsrats sowie der Politik, die notwendige Einschnitte oft verhindert haben. Wie zum Beweis hat Bundeskanzler Olaf Scholz gestern wissen lassen, mögliche falsche Managemententscheidungen dürften 'nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen'. So bedauerlich es ist: zu wessen Lasten denn sonst? Der Steuerzahler etwa? Die VW-Beschäftigten werden die Worte des Kanzlers gern vernehmen. Doch er schürt Hoffnungen, die er nicht erfüllen kann."

Die Ampelkoalition "kann es nicht"

"Rhein-Neckar-Zeitung": "Das spontane Aus für die Förderung von Elektroautos hat einen Namen: Robert Habeck. Der grüne Wirtschaftsminister hat damit einer ganzen Branche den Saft abgedreht. (…) Selbstverständlich kommen noch viele, viele Fehler im Management der Autokonzerne und Rekordstrompreise hinzu. Aber gerade VW war auf die Energiewende im fließenden Verkehr eingestellt. Jetzt folgen Werksschließungen und Personalabbau. Auch die drohenden Importzölle für den chinesischen Markt haben einen Namen: Olaf Scholz. Der Bundeskanzler konnte die EU-Strafzölle für China nicht abwenden. Sein Einfluss in Brüssel ist zu schwach. (…) Einen Namen hat auch der Investitionsstau in Deutschland: Christian Lindner. Der liberale Wirtschaftsminister tritt mitten in der Krise fest auf die Schuldenbremse. So springt der Konjunkturmotor aber nicht an. Auch nicht nach den beiden Gipfelchen heute, die schon im Vorfeld zur schlechten Lachnummer verkommen sind. Die Ampel? Kann es nicht."

"Die Glocke": "Europas größter Autohersteller taumelt – und mit ihm der Standort Deutschland. (…) Fatal ist, dass den enormen Problemen und Herausforderungen eine Bundesregierung in Auflösung gegenübersteht, die gelähmt und handlungsunfähig erscheint. Die drei Regierungsparteien sind heillos zerstritten(…). Stillstand bis zur nächsten Bundestagswahl kann sich das Land aber überhaupt nicht leisten. Der deutsche Standort ist maximal unattraktiv für Unternehmen. (…) Ein erster Baustein für einen Wandel müsste ein Entfesselungspaket sein, das der Wirtschaft endlich wieder Raum zum Atmen gibt. Wenn diese Regierung dazu nicht in der Lage ist, sollte sie schnell Platz für eine Ablösung machen."

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"Südwest Presse": "Mindestens drei Werke zu, Entlassungen, Gehaltskürzungen. Wenn dies so kommt, ist das nicht nur eine Zäsur für Volkswagen. Die gesamte Autoindustrie Deutschlands wird nicht mehr dieselbe sein. Dämme brechen. Wenn sogar VW zu Massenentlastungen greift, scheint alles möglich zu sein. Die wirtschaftliche Verunsicherung in Deutschland steigt. Was VW dringend braucht, ist ein gemeinsames Zukunfts-Konzept, wie mit möglichst wenig Stellenabbau der Umbau zu einem produktiveren Konzern – wie etwa Toyota – gelingt. Der Käfer liegt auf dem Rücken und muss schnell wieder auf den Bauch."

"Stuttgarter Zeitung": "Die Kündigung der jahrzehntelangen Jobgarantie und die Ankündigung von Werksschließungen brechen mit lang gehegten Tabus des Unternehmens. Während über eine Lohnerhöhung von sieben Prozent verhandelt wird, fordert der Vorstand nun Kürzungen von zehn Prozent und danach ein Moratorium für zwei Jahre. Allerdings ist der Handlungsbedarf dramatisch. Immer deutlicher zeigt sich, dass vor allem die Marke Volkswagen sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr behaupten kann."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Das Ringen im VW-Konzern gibt nun einen Vorgeschmack darauf, was dem Autoland bevorsteht. Unter den Zulieferern jagt eine Sparrunde die nächste, und die Lage wird sich weiter zuspitzen. Nicht nur VW, auch BMW und Mercedes bekommen zu spüren, dass Gewinne aus China ausbleiben, weil dort lokale Rivalen in der E-Mobilität enteilt sind. In Europa belasten hohe Energie- und Arbeitskosten, vom Chaos um das Verbrenner-Aus ganz zu schweigen. Es wäre verkürzt, den Unternehmen vorzuwerfen, sie hätten die Transformation verschlafen. Aber dass die Branche nun unisono nach staatlicher Hilfe ruft, klingt wie Hohn. Kaufanreize für E-Autos können die Nachfrage verbessern. Aber wichtiger ist, dass VW und Co. ihre Kosten senken, um Anschluss an den globalen Wettbewerb zu finden."

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