Preise auf Rekordhoch: Wird der Kaffee bald zum Luxus?
Kaffeepreise auf Rekordhoch: Der morgendliche Kaffee könnte bald sehr teuer werden. Experten sprechen von einer dramatischen Entwicklung auf dem Weltmarkt.
Die Kaffeepreise haben ein historisches Hoch erreicht - zuletzt waren sie 1977 auf einem ähnlichen Niveau. Arabica-Bohnen, die wichtigste Kaffeesorte weltweit, erreichten diese Woche einen Rekordpreis von 3,44 US-Dollar pro Pfund (etwa 0,45 kg) - ein Preisanstieg von über 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Klimawandel trifft Kaffeeanbau hart
"Der Hauptgrund ist auf jeden Fall der Klimawandel", erklärt Kaffeeexperte Steffen Schwarz gegenüber dem SWR. Der Betreiber einer Kaffeerösterei und eines unabhängigen Schulungs- und Forschungszentrums in Mannheim ergänzt: "In den Klimazonen, in denen Kaffee wächst, gibt es keinen klassischen Sommer oder Winter, sondern Regen und Trockenzeit." In Brasilien, dem weltgrößten Kaffeeproduzenten, führte die schwerste Dürre seit 70 Jahren im August und September, gefolgt von starken Regenfällen im Oktober, zu erheblichen Ernteausfällen. Auch Vietnam, zweitgrößter Produzent und Hauptlieferant der Robusta-Bohnen, wurde von extremen Wetterereignissen heimgesucht. Kaffeemarktplätze 13.38
Dramatische Situation für Röstereien
"Die Lage ist dramatisch", berichtet Corinna Pape, Betreiberin einer traditionellen Kaffeerösterei in Ettlingen, im Gespräch mit dem SWR. "Früher hatten wir Langzeitkontrakte mit den Händlern, jetzt müssen wir Monat für Monat kaufen, weil auch deren Lager leer sind." Die erfahrene Rösterin beobachtet eine bemerkenswerte Entwicklung: "Wir zahlen jetzt für den Kaffee, den wir bei unseren Zwischenhändlern kaufen, schon so viel wie für den Kaffee, den wir direkt beim Erzeuger kaufen - sieben, acht, neun Euro das Kilo."
PAID 42_22 Prinz Pi und Alyin Aslan über guten Kaffee 8.45Nestlé, Marktführer mit Marken wie Nescafé und Nespresso, kündigte bereits Preiserhöhungen und kleinere Packungsgrößen an. "Wie jeder Hersteller haben wir erhebliche Steigerungen der Kaffeekosten gesehen, wodurch die Herstellung unserer Produkte deutlich teurer geworden ist", erklärte das Unternehmen gegenüber der BBC.
Auch der italienische Kaffeegigant Lavazza warnt vor anhaltend hohen Preisen. "Wir haben noch nie einen solchen Preisanstieg erlebt wie den aktuellen Trend", wird Giuseppe Lavazza, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, in der BBC zitiert. Die Kaffeeversorgungskette stehe "dramatisch unter Druck", und die Preise würden voraussichtlich bis mindestens Mitte 2025 "sehr hoch" bleiben.
STERN PAID 44_24 Genußkolumne Einfach Essen: Im Nachtisch-Wunderland 13.30Chance für Qualitätskaffee?
Experten sehen in der Krise auch Chancen. "Vielleicht gehen ja in Zukunft mehr Röster in den Direkthandel", hofft Pape im SWR-Interview. Dies könnte den Zwischenhandel reduzieren und zu faireren Preisen für Produzenten führen. Steffen Schwarz beobachtet bereits einen Trend: "Viele neue Kunden sagen: Dann zahle ich lieber etwas mehr als bisher, bekomme dafür aber auch eine richtig gute Qualität."
Will Corby, Direktor des Kaffee-Abo-Unternehmens Pact Coffee, sieht in den gestiegenen Preisen sogar eine positive Entwicklung. Gegenüber dem britischen Fachmagazin "The Grocer" erklärt er: "Kaffee wurde zu lange viel zu billig aus den Ursprungsländern in den Westen verkauft. Große Kaffeeunternehmen mögen diese Markthöchststände als schlechte Nachricht bezeichnen, aber in Wirklichkeit werden Bauern endlich genug bezahlt, um davon leben zu können."