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Marc Aurel: Wieso der antike Kaiser Marc Aurel noch aktuell ist

Stern 

Im Juni 2025 beginnt in Trier eine rheinland-pfälzische Landesausstellung über den römischen Kaiser Marc Aurel. Dass das Thema so gut zieht, überrascht die Macher.

Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel hat heute noch viel zu sagen. Seine stoischen Gedanken zu Gelassenheit, innerer Stärke und Sinn im Leben kommen auch fast 2000 Jahre später gut an. "Vor allem bei vielen jüngeren Menschen treffen sie wohl den Zeitgeist", sagte der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, Marcus Reuter. "Uns war vorher gar nicht so bewusst, wie aktuell Aurel eigentlich ist." 

Das merke man an einer neueren "Publikationswelle" auf dem Buchmarkt rund um das Thema "Was kann uns Marc Aurel für unser heutiges Leben sagen?". Auch Aurels Werk "Selbstbetrachtungen", in dem er seine Leitsätze formuliert hat, würden weiter nachgefragt. Aurel (121 bis 180) gilt als letzter wichtiger Vertreter der jüngeren Stoa, einer philosophischen Strömung der Antike. 

Einmalige Sonderschau zu Marc Aurel

Dem Philosophen, aber auch dem Kaiser und Feldherrn Aurel ist eine rheinland-pfälzische Landesausstellung gewidmet, die in knapp einem halben Jahr in Trier in zwei Museen an den Start geht. Für die Sonderschau sei "das Beste vom Besten" aus ganz Europa zusammengetragen worden, sagte Reuter. Insgesamt rund 400 Exponate aus eigenen Sammlungen und von 85 Leihgebern werden vom 15. Juni bis 23. November 2025 zu sehen sein.

 

"Es ist in der Tat die erste wirklich umfassende Ausstellung zu Marc Aurel. Man kann es kaum glauben", sagte Reuter. Zu allen Leihanfragen habe es Zusagen gegeben. Zuletzt kam noch grünes Licht vom British Museum in London für eine lebensgroße Marmor-Statue von Marc Aurel, was die Macher sehr gefreut habe. "Weil man muss in einer Ausstellung dieser Liga auch etwas Großes haben."

Ansonsten steuern bekannte Adressen vom Louvre in Paris über die Vatikanischen Museen in Rom und das Budapester Nationalmuseum bis zur Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen Objekte bei. "So eine Zusammenstellung wird man die nächsten 30, 40 Jahre nicht mehr sehen", ist sich Reuter sicher. Das Budget der Ausstellung liegt bei rund 5,3 Millionen Euro.

Reuter sagte, es gebe im Vorfeld bereits viele positiven Rückmeldungen zur Ausstellung. Zudem hätten schon viele Gruppen gebucht, der Ticketverkauf laufe gut.

Das Leben des Kaisers

Im Landesmuseum geht es auf eine Zeitreise von der Geburt Aurels bis zu dessen Tod. "Wenn sein Leben normal verlaufen wäre, wäre er nie Kaiser geworden", sagte Reuter. Der amtierende Kaiser Hadrian habe aber keinen männlichen Nachfahren gehabt - und dafür gesorgt, dass Aurel später auf den Thron kam. "Er hatte Aurel früh auf dem Monitor, weil dieser durch sehr hohes Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl gegenüber der Gemeinschaft aufgefallen war."

Die Regentschaft von Aurel war geprägt von Naturkatastrophen, Seuchen und Kriegen. "Aber er trug es mit einer stoischen Gelassenheit." Er versuchte sein Reich zu schützen und das Beste aus der Situation zu machen. Zudem setzte er sich ein für Schwache der Gesellschaft. Und als die Pest ausbrach und die Staatskasse leer war, habe er Teile des kaiserlichen Hausrates, wie das Tafelsilber, versteigern lassen. 

Was ist gute Herrschaft?

"Marc Aurel ist immer als idealer Herrscher wahrgenommen worden", sagte die Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift Trier, Viola Skiba. Daher beschäftige sich ihr Museum mit der Frage "Was ist gute Herrschaft?". Das sei eine Frage, die bis heute aktuell sei. "Gerade dieser Gegenwartsbezug, der stößt auf ein ganz großes Interesse, weil Relevanz ist ja immer so ein Thema, wenn man eine kulturhistorische Ausstellung macht", sagte sie.

Von Aurel aus gehe man durch die Jahrhunderte und nehme Tugenden guter Herrschaft, kommunale Herrschaft und Selbstdarstellung von Herrschern in den Blick. Gezeigt würden 110 Objekte - von Gemälden, Grafiken über Skulpturen bis hin zu Bewegtbildern. Ein Highlight: Ein Fragment der ältesten Überlieferung der "Selbstbetrachtungen" in griechischer Sprache, das in einem Kirchenbestand an der Mosel entdeckt wurde. 

Größtes Exponat ist die Porta Nigra

"Wir nähern uns dem Thema also mit einer sehr bunten Mischung an Objekten." Darunter seien auch etliche europäische Leihgaben. Ein Anliegen sei, Besucher zum Nachdenken zu bringen, auch darüber: "Wie kommen wir zu dem System, letztendlich in dem wir leben?" Im Vorfeld merkten die Macher: "Wir rennen mit dem Thema wirklich offene Türen ein."

Das größte Exponat der Ausstellung steht übrigens in keinem Museum. Es ist das berühmte römische Stadttor Porta Nigra, das 36 Meter lang und gut 29 Meter hoch ist - und in der Trierer Innenstadt steht. Das Tor sei unter der Herrschaft Aurels als Teil einer Stadtmauer entstanden, sagte Reuter. "Wir wären ja mit der Klammerdose gepudert, wenn wir diesen wunderbaren Originalschauplatz nicht in der Ausstellung thematisieren würden."

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