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Last Call: Der pädophile Pädophilen-Jäger, die Selfie-Queen und Coko Kokaine

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Last Call: Der pädophile Pädophilen-Jäger, die Selfie-Queen und Coko Kokaine

Der erste Politiker, den ich in Großbritannien kennenlernte, war ein Labour-Mann. Er hieß Simon Danczuk, war relativ neu im Parlament und mir grundsympathisch. Danczuk hatte sich einen Namen gemacht als Mitverfasser des aufsehenerregenden Buches „Smile for the Camera“; die Geschichte von Cyril Smith, eines berühmten britischen Politikers der Liberaldemokraten, der in Westminster wegen seiner Körpermasse nur „Big Cyril“ gerufen wurde und der 2010 ein dunkles Geheimnis mit ins Grab nahm. Big Cyril war ein Kinderschänder übelsten Ausmaßes, mindestens 144 Übergriffe auf Jungen und junge Männer in den 60-er, 70-er und 80-er Jahren. Das alles stand in dem Buch von Danczuk, der wie Smith aus Rochdale in Nordengland stammt. Danczuk lud mich ins Parlament, wir redeten über sein Buch und Pädophilie in der Politik. Er erzählte sehr offen, wie das alles ins Rollen kam mit dem Fall. Wie ihm in seiner allerersten Rede vor dem House of Commons im Jahre 2011 dieser Fauxpax passierte. Er sprach damals über Kindesmissbrauch im Land, und irgendwann rutschte ihm der Name Cyril Smith heraus. Ein kolossaler Mann von 189 Kilogramm. Mit einer kolossal widerwärtigen Seite. Das war in Danczuks Wahlkreis bekannt, aber alle schwiegen darüber. Und nun sprach der Labour-Neuling Danczuk im hohen Haus das Unaussprechbare aus, Flüstern, Räuspern, Tuscheln auf den Bänken. Es kamen daraufhin Dutzende von Männern auf ihn zu, ältere wie jüngere, an denen sich Smith und ein ganzer Ring von Kinderschändern im Laufe der Jahre vergangenen hatte. Der Abgeordnete tat, was eigentlich die Polizei oder Journalisten hätten tun müssen. Er recherchierte. Sammelte eineinhalb Jahre lang die Aussagen der Männer und machte „Smile for the Camera“ daraus. [caption id="attachment_1809" align="alignnone" width="1126"] Die selbsterklärte Familenzeitung "Sun" machte den Fall öffentlich[/caption] Danczuk, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von vier Kindern, hatte das Buch mit einem Assistenten in seiner Freizeit geschrieben. Es wurde ein Dokument der Zeitgeschichte und sorgte für helle Aufregung. Das alles erzählte er mir im Restaurant des Parlaments, seine Finger krampften sich um eine Cappuccino-Tasse, er nickte den vorbeieilenden Kollegen, und sagte: „Nur einer von den hier hat meine Arbeit gewürdigt.“ Er sagte auch noch: „Es werden mehr Fälle ans Licht kommen“ und dass die Büchse der Pandora nun geöffnet sei. Danach gingen wir noch ein Bier trinken im Pub der Parlamentarier mit Blick auf die Themse. Danczuk erkundigte sich nach Angela Merkel und Joschka Fischer, er sprach von seinem Wahlkreis Rochdale und ziemlich viel von seiner schönen jungen Frau und seinen Kindern. Ich fuhr nach Hause und hoffte, dass dieser Simon Danczuk in seiner Partei Karriere machen würde. Am Silvestertag wurde er aus seiner Partei entfernt. Ausgerechnet Danczuk, der aufrechte Kämpfer gegen Pädophile, hatte einer 17-jährigen aus seinem Wahlkreis ziemlich eindeutige Textnachrichten geschickt. Die junge Frau hatte sich um ein Praktikum in seinem Büro beworben, die beiden simsten erst, daraus wurde Flirten, daraus wurde Sexting, und dann stand alles in der „Sun“. Die „Sun“ druckte nicht alle Sextings, weil sie sich – das steht da wirklich – als Familienzeitung versteht. Aber was da steht, reichte schon. Er sei horny, schrieb Simon Danczuk einmal. Sie schrieb, sie könnte sich vorstellen, ihn zu küssen. So ging das immer weiter bis hin zu der Frage, ob sie womöglich Gefallen an „spanking“ finde, an Po versohlen. Hatte sie offenbar nicht so richtig. Am Silvestertag twitterte er, es sei der Tiefpunkt seines Lebens und entschuldigte sich für alles. Es spielte auch keine Rolle, dass die junge Dame im Netz offenbar auch noch ein Profil unter dem Namen „Koko Cocain“ unterhält und dort ihr Interesse an durchaus etwas älteren Herren kundtat. Einige vermuten sogar eine Vendetta der eigenen Partei, aber das ist vermutlich großer Blödsinn. Es war, man muss das so sagen, für Simon Danczuk ein kolossal beschissenes Jahr. In jeder Beziehung, vor allem aber in ehelicher. Seine Gattin Karen, 32 und damit 17 Jahre jünger, trennte sich von ihm im Sommer und verfolgt seitdem eine Karriere als fleischgewordenes Selfie. Sie fotografierte immer schon gerne ihre Brüste und veräußerte sie mit einem Spritzer Chanel auf eBay für ein zehn Pfund. Es gibt sehr viele Fotos von ihr und ihren Brüsten im Internet. Und es gibt ein paar abstruse Geschichten über ihr Leben, die sie auch der Familienzeitung „Sun“ und ähnlich hochwertigen Publikationen steckte. [caption id="attachment_1810" align="alignnone" width="1165"] Bildnisse einer Selfie-Queen. Kleine Auswahl von Karen Danczuks Arbeit[/caption] Im Laufe der Zeit waren mir ein paar Zweifel gekommen, ob ich Simon tatsächlich noch eine große Karriere bei Labour gönnen sollte. Er äußerte sich zum einen zunehmend europakritisch und migrationsskeptisch und schrieb merkwürdig rechtsgedrehte Kolumnen gegen den neuen Labour-Chef Jeremy Corbyn. Und er äußerte sich auffällig oft und positiv über die erstaunliche Foto-Obsession seiner Frau als die noch seine Frau war. Simon hatte es allerdings auch nicht leicht neben der Selfie-Königin, denn die Zeitungen begannen alsbald mehr über Frau Danczuks Selfie-Manie als über die politische Arbeit ihres Gatten zu schreiben. Im Parlament begannen die Kollegen zu tuscheln über ihn und seine Frau mit den, wie sie immerzu versicherte, „naturbelassenen Brüsten“. Irgendwie war daran zu fühlen, dass das nicht gut gehen würde. Im Frühsommer schließlich Trennung. Frau Danczuk, hieß es gerüchteweise und auch in der Familienzeitung „Sun“, suchte Trost bei ihrem Personal Trainer. Was sie fulminant verneinte. Und Simon suchte Trost bei einer jungen, blonden Stadträtin namens Claire Hamilton. Was weder er noch die Stadträtin fulminant verneinten. Im Herbst küsste er die Stadträtin öffentlich, was nicht nur seine Noch-Frau Karen mitbekam und daraufhin ein extrem freizügiges Büsten-Bild twitterte. Sondern auch die 17-jährige Praktikanten-Anwärterin, mit der Danczuk eine Art Twitter-Beziehung führte. Man sieht: alles ziemlich kompliziert und irgendwie auch nicht appetitlich. [caption id="attachment_1811" align="alignnone" width="896"] Simon Danczuks Entschuldigung auf Twitter[/caption] Es wurde sogar noch komplizierter und noch unappetitlicher, als Stadträtin Claire der „Sun“ vor ein paar Tagen beichtete, sie habe sich a) von Danczuk getrennt, weil er sie b) betrügen würde und zwar c) eben nicht nur mit der Teenagerin, der er lediglich versaute Nachrichten schicke. Damit aber nicht genug, denn d) verstand sich Danczuks nun Ex-Freundin Claire offenbar recht gut mit dessen nun Ex-Frau Karen, der Selfie-Queen. Und zwar so gut, dass die beiden einmal sogar ausgelassen knutschten und Simon diese bilaterale Annäherung mit dem Smartphone freudig erregt festhielt. Das erzählte die Stadträtin der Familienzeitung „Sun“, welche daraufhin die junge Dame auftrieb, die dann die Geschichte der scharfen Textnachrichten ausplauderte - „horny“ und „spanking“ und so weiter und so fort. Simons Karriere ist nun vorüber, ehe sie richtig begann. Er entschuldigte sich natürlich, er habe sich wie ein „Fool“ verhalten. Und als sei das alles nicht genug, soff zu allem Überfluss auch noch seine Stadt Rochdale im nordenglischen Regen ab. Ende schlecht, alles schlecht. 2015 war nicht Simon Danczuks Jahr. Frau Karen twitterte zum Jahreswechsel immerhin und ausnahmsweise mal kein Büsten-Bild. Sondern eines von ihrem Abendessen. Es gab Nudeln und Shrimps.

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