Kulturerbe: Herrnhut gehört zum Welterbe - "großer Erfolg"

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Kulturerbe: Herrnhut gehört zum Welterbe -

"Kleine Stadt von Welt" wird Herrnhut gern genannt. In den mehr als 300 Jahren seiner Existenz hat der Ort große Strahlkraft entwickelt. Nun ist er mit einem begehrten Titel belohnt worden.

Als Teil der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine gehört Herrnhut seit Freitag zum Unesco-Welterbe. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt. Die sächsische Kleinstadt ist damit nach dem Muskauer Park und der Montanregion Erzgebirge der dritte Ort mit Welterbetitel im Freistaat. 

Gefeiert wurde das am Samstagabend mit einem Bürgerfest in Herrnhut. Zu Gast war unter anderem der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). "Ohne die Menschen hier wäre der große Erfolg nicht möglich gewesen", schrieb er auf der Plattform X. Seit 2017 sei an der Bewerbung gearbeitet worden. "Von dieser wichtigen Arbeit und Leidenschaft, die zum Unesco-Welterbetitel geführt hat, wird Sachsen noch in vielen Jahren profitieren."

Der Herrnhuter Bürgermeister Willem Riecke zeigte sich erfreut. "Wichtig ist mir, dass wir die Sache hier im Ort und in der Region anfassen und aus diesem Welterbestatus etwas Gutes machen", sagte er dem MDR. 

Brüdergemeine 1722 in Herrnhut gegründet

Herrnhut ist der Ursprung für die Evangelische Brüdergemeine. Glaubensflüchtlinge aus Mähren hatten den Ort 1722 gegründet. Das fehlende "d" im Namen der Brüdergemeine ist der Sprache dieser Zeit geschuldet, der Begriff Gemeinde kam erst später auf.

Als sich die Brüder-Unität weltweit ausbreitete, trugen Missionare aus der Oberlausitz auch den Bauplan für neue Siedlungen in andere Länder. Mit Christiansfeld in Dänemark wurde eine davon bereits 2015 als Welterbe der Unesco anerkannt. Über einen transnationalen Erweiterungsantrag kam nun auch Herrnhut in der Oberlausitz auf die Liste, zusammen mit den Siedlungen Bethlehem in Pennsylvania in den USA und Gracehill in Nordirland.

Fokus in Brüdergemeine auf gemeinsamem Leben

Die Siedlungen der Brüdergemeine zeichneten eine schlichte, klare Architektur aus mit Fokus auf gemeinsamem Leben, Arbeiten und Glauben, sagte Sachsens Staatskanzleichef Conrad Clemens. Er gehört seit Geburt selbst der Herrnhuter Brüdergemeine an, in der sein Vater Pfarrer ist, und verfolgte die Sitzung des Unesco-Welterbekomitees vor Ort. 

"Es ist eine Idee des Zusammenlebens, die auf Weltoffenheit, Gleichberechtigung und fast familiärem Zusammenhalt fußt", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Titel sei "gerade in einer Zeit, wo wir viel Spaltung und Polarisierung erleben, ein schönes Zeichen für Sachsen".

Auch bei der Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine löste die Ehrung Freude aus. "Wir sehen das als Wertschätzung für die Werte, für die unsere Kirche steht: geistliches Leben in Gemeinschaft, Verbundenheit über Grenzen hinweg, vertrauensvolles Hören auf Gottes Wort", sagte Pfarrer Peter Voigt. Sie wollten aber kein Museum sein. "Vielmehr heißt Welterbe für uns, die Herrnhuter Tradition für die Gegenwart zu gestalten und die alten Gebäude mit Leben zu füllen."

53 Welterbestätten in Deutschland

Am Samstag entschied das Gremium in Neu-Delhi über einen weiteren deutschen Antrag: Das Residenzensemble Schwerin erhielt ebenfalls den Titel. Das Schweriner Schloss sowie weitere Teile der historischen Innenstadt bilden das Residenzensemble. Es erlitt während des Zweiten Weltkriegs keine Bombenschäden und reicht bis zum Hauptbahnhof mit seinem einst der Herrscherfamilie vorbehaltenen Fürstenzimmer. 

Das Welterbekomitee entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten. Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1.200 Kultur- und Naturstätten in 168 Ländern. 56 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 53 Welterbestätten.

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