Nude Photography: Simon Lohmeyer schießt Nacktbilder von seinen Models – und ist dabei selbst nackt
Der Münchner Fotograf Simon Lohmeyer huldigt in seinen Bildern der Nacktheit. Hier erzählt er die Geschichten hinter seinen liebsten Motiven.
Die großen Legenden der Nude-Photography, Helmut Newton, Peter Lindbergh, Ryan McGinley, Jürgen Teller, waren für mich immer Inspiration. Und doch war es mir wichtig, mich von ihnen zu unterscheiden. Denn das Allerwichtigste ist mir, mich aus der Position des Voyeurs zu lösen. Wie das geht? Ich hüpfe selbst pudelnackt durch meine Motive. Dadurch entsteht Augenhöhe, ein gemeinsames Erleben von Blöße.
Und dann ist da noch eine große Verspieltheit, ein frecher und freizügiger Spaß, der nie inszeniert ist, sondern immer ganz real vor meiner Kamera abgeht.
Nacktheit statt durchgeschwitzter Shirts
Meine ersten Bilder dieser Art sind mit meiner ehemaligen Freundin Jen während einer Südostasienreise entstanden. Es gab einen banalen Grund, weshalb wir hauptsächlich Bilder dieser Art machten: Touristen sehen nie gut aus, man trägt aus nachvollziehbaren Gründen praktische Freizeitkleidung, durchgeschwitzte T-Shirts, merkwürdige Mützen und Schweißbänder. Die einzige Möglichkeit, ästhetische Bilder auf Reisen zu machen, ist es nun mal, all das wegzulassen und sich auszuziehen.
Die weite Welt ist nicht der Englische Garten
Natürlich ist es mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden, sich in fremden Ländern zu entblößen. Nacktheit ist in vielen Kulturen nicht willkommen. Als Münchner musste ich mich dafür erst sensibilisieren. Denn ausgerechnet im bodenständigen und oft konservativen Bayern, ist es durchaus üblich, dann und wann die Hose runterzulassen. Sich splitternackt in den Englischen Garten zu legen, gehört bei uns zum Kulturgut.
Aber es hilft nichts, als kultursensibler Weltreisender hat man sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen, darüber muss man nicht diskutieren. Also haben wir penibel darauf geachtet, dass uns niemand sieht, wenn wir uns nackt in die Landschaft drapierten.
Gerne mal naiv und bescheuert sein
Meine ideellen Vorbilder sind die Hippies, die in Woodstock nackt tanzten und mit ihren Klamotten auch die bürgerlichen Werte abstreiften. Ich bewundere Menschen wie Uschi Obermaier, die zu einer Ikone gleich mehrerer Revolutionen wurde, und heute, als ältere Frau, immer noch freier und großartiger wirkt als viele Leute meiner Generation. Natürlich war es naiv und oft sogar bescheuert, wie sich die Hippies damals die Welt ausgemalt haben, aber ich kann mir eigentlich nichts Schöneres vorstellen, als – eben genau das – naiv und manchmal auch bescheuert zu sein, um für seine Ideale zu kämpfen.
Die Ausstellung "Simon Lohmeyer – The Art of Journey" ist ab 31. Oktober 2024 in der Leica Galerie, Maffeistaße 4, in München zu sehen.