2. Fußball-Bundesliga: Trainerbeben in Darmstadt: Lieberknecht geht

Stern 

Nach der 0:4-Niederlage bei der SV Elversberg beenden der SV Darmstadt 98 und Coach Lieberknecht ihre Zusammenarbeit. Es ist eine Reaktion auf die sportliche Talfahrt des Zweitligisten.

Nach dem desaströsen Auftritt von Darmstadt 98 beim 0:4 in Elversberg und nur einem Punkt aus den ersten vier Saisonspielen hat Trainer Torsten Lieberknecht die Konsequenzen gezogen und sein Amt beim Bundesliga-Absteiger aufgegeben. 

"Jeder weiß, wie viel mir der Verein bedeutet. Ich habe aber auch immer betont, dass keiner über dem Verein steht. Das gilt auch für mich. Mit meiner nach ernsthafter Abwägung getroffenen Entscheidung möchte ich mit Blick auf die kommenden Aufgaben dabei helfen, dass alle wieder nach vorn blicken und die Kräfte bündeln können", begründete der 51-Jährige seinen Rücktritt.

Nach 112 Pflichtspielen ist Schluss

Der Verein kam der Bitte von Lieberknecht nach mehreren intensiven Gesprächen nach. "Wir schätzen Torsten sehr und danken ihm von Herzen für die geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren. Für den Erfolg des SV 98 ist es allerdings wichtig, die hundertprozentige Energie und Überzeugung für den sportlichen Turnaround zu spüren", sagte Darmstadts Sportlicher Leiter, Paul Fernie. 

Seit dem 1. Juli 2021 hatte Lieberknecht in 112 Pflichtspielen bei den Hessen an der Seitenlinie gestanden. 2023 führte er die Lilien in die Bundesliga, wo das Team in der Vorsaison aber nur 17 Punkte holte und als Tabellenletzter wieder in die 2. Fußball-Bundesliga abstieg. Der Negativtrend setzte sich nun auch in der neuen Saison eine Liga tiefer fort. Durch die dritte Niederlage sind die Hessen auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht.

Der Abschied von Lieberknecht hinterlässt bei den Darmstädtern nicht nur sportlich eine große Lücke. "Heute ist kein guter Tag für den SV Darmstadt 98. Denn ein Mensch, der sich komplett mit den Lilien identifiziert und große Verdienste um den Verein erworben hat, ist ab sofort nicht mehr unser Trainer", sagte Präsident Rüdiger Fritsch. 

Elversberg-Auftritt erschütterte Lieberknecht

Auch Fernie würdigte den Fußball-Lehrer, dessen Aufgaben zunächst vom bestehenden Trainerteam um Darius Scholtysik und Ovid Hajou übernommen werden. "Es ist alles andere als selbstverständlich im Profifußball, dass man ein Verhältnis pflegt, das einen so ehrlichen und offenen Austausch in dieser schwierigen Situation ermöglicht. Das beweist einmal mehr Torstens Haltung und seinen Charakter", lobte Fernie. 

Fritsch ist sicher, "dass mit etwas Abstand nicht die Ergebnisse der letzten Zeit in Erinnerung bleiben, sondern vor allem die großen Erfolge, die Torsten dem SV 98 beschert hat." Von der einstigen Euphorie am Böllenfalltor war zuletzt aber nur noch wenig zu spüren. Die herbe 0:4-Pleite in Elversberg am Samstag hatte auch Lieberknecht hart getroffen. "Was wir heute abgeliefert haben, das hat mich erschüttert. Es war ein katastrophaler Auftritt", kritisierte Lieberknecht danach. 

Es war wohl auch für ihn das letzte Zeichen für eine dringend benötigte Veränderung. "Im Fußball ist nur einer verantwortlich und das ist der Trainer - auch wenn ich mich heute von der Mannschaft im Stich gelassen fühle", sagte Lieberknecht nach der Partie am Samstag. Nur 24 Stunden später zog er die Konsequenzen daraus.

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