Forderung nach sofortigem Geisel-Deal: Generalstreik in Israel begonnen

Stern 

Zur Unterstützung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen sind am Montag in Israel unzählige Menschen in einen Generalstreik getreten. Am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde am Morgen der Flugverkehr eingestellt, die Abflugtafeln zeigten verspätete Flüge an, wie AFP-Reporter berichteten. Parallel dazu waren landesweit zahlreiche Protestaktionen geplant, unter anderem mit Großdemonstrationen und Straßenblockaden.

Aufgerufen zu dem Generalstreik hatte Israels Gewerkschafts-Dachverband Histadrut. Mitarbeiter von Verwaltung, Krankenhäusern und Verkehrsbetrieben im ganzen Land waren aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Geschäfte, Restaurants, Märkte und Schulen sollen geschlossen bleiben. 

Nach Angaben der Histadrut sollte "die gesamte israelische Wirtschaft in einen vollständigen Streik treten". Nach der Bergung von sechs von der Hamas getöteten Geisel-Leichen am Wochenende im Gazastreifen soll damit der Druck auf die Regierung verstärkt werden, ein sofortiges Abkommen zur Freilassung der noch lebenden Geiseln in der Gewalt der Hamas zu schließen. 

Die in den Gazastreifen Verschleppten dürften nicht länger "im Stich gelassen" werden, erklärte der Chef des Gewerkschaftsverbandes Histadrut, Arnon Bar David, am Sonntag. Er sei "zu dem Schluss gekommen, dass nur unser Eingreifen die wachrütteln kann, die wachgerüttelt werden müssen", erklärte Bar David mit Blick auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Dieser wird vorgeworfen, ein Abkommen mit der islamistischen Hamas über die Freilassung der Geiseln mit immer neuen Forderungen zu verhindern. 

Bereits am Sonntag hatten mehrere Stadtverwaltungen ihre Unterstützung für den Ausstand zugesagt, darunter Tel Aviv. Auch das Forum der Geisel-Angehörigen hatte zum Generalstreik aufgerufen, Oppositionsführer Jair Lapid schloss sich den Forderungen an. 

Die sechs getöteten Geiseln waren am Samstag in einem Tunnel bei Rafah im Süden des Gazastreifens gefunden worden. Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums waren die vier Männer und zwei Frauen "ungefähr 48 bis 72 Stunden" vor der gerichtsmedizinischen Untersuchung am Sonntag "von Hamas-Terroristen mit mehreren aus nächster Nähe abgefeuerten Schüssen ermordet worden". 

Knapp elf Monate nach dem Hamas-Großangriff auf Israel befinden sich nach israelischen Angaben noch immer 97 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen, 33 von ihnen sind demnach vermutlich tot.

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