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Gewalteskalation in Haiti: EU evakuiert gesamtes diplomatisches Personal

Stern 

Angesichts der Gewalteskalation in Haiti hat die Europäische Union (EU) ihr gesamtes diplomatisches Personal aus dem Karibikstaat evakuiert. Es sei an einen sichereren Ort außerhalb des Landes gebracht worden, sagte ein EU-Sprecher am Montag in Brüssel. Er begründete den Schritt mit der "dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage" in Haiti. Am Vortag hatte bereits das Auswärtige Amt erklärt, dass der deutsche Botschafter und der Ständige Vertreter aus dem Karibikstaat in die Dominikanische Republik ausgereist seien.

Die EU sei "äußerst besorgt" über die Entwicklungen der vergangenen Tage in Haiti, sagte der Sprecher in Brüssel weiter. Seit Tagen greifen in Haiti bewaffnete Banden, die den größten Teil der Hauptstadt Port-au-Prince sowie Straßen im Rest des Landes kontrollieren, Polizeistationen, Gefängnisse und Gerichte an.

Angesichts der Gewalteskalation wollten sich am Montag auf Einladung der Karibischen Gemeinschaft (Caricom) Gesandte verschiedener Staaten und der Vereinten Nationen treffen, um über die Krise in Haiti zu beraten. Auch US-Außenminister Antony Blinken wollte nach Angaben aus Washington zu dem Treffen nach Jamaika reisen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bezeichnete die Lage in Haiti am Montag als "sehr angespannt", die Zustände seien "furchtbar". Die Ausreise des deutschen Botschafters und des Ständigen Vertreters begründete er mit der "sehr zugespitzten und unberechenbaren Sicherheitslage".

"Es gibt eine Reihe großer gut bewaffneter Banden, die das Staatswesen herausfordern", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die haitianische Regierung habe internationale Schutztruppen in das Land eingeladen, um dabei zu helfen, Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen. Dazu habe sich unter anderem Kenia bereiterklärt, fügte der Sprecher hinzu.

Die Gewalt in Haiti war in Abwesenheit von Haitis Regierungschef Ariel Henry eskaliert, während sich dieser auf einer Auslandsreise in Kenia befand. Die bewaffneten Banden im Land fordern den Rücktritt Henrys, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt hätte scheiden sollen. Henry hatte sich stattdessen Ende Februar mit der Opposition darauf verständigt, bis zur Abhaltung von Neuwahlen gemeinsam zu regieren.

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