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Gegenrede zu Joe Biden: Katie Britt und ihr peinlicher Auftritt in der Küche – wer ist die US-Senatorin?

Stern 

In ihrer Gegenrede zu Joe Biden warf die Republikanerin Katie Britt dem Präsidenten mit unlauteren Mitteln politisches Versagen vor. Sie saß dabei in einer seltsam leeren Küche. Wer ist diese Frau?

Bis vor wenigen Tagen war sie schlicht die jüngste republikanische Abgeordnete, die je ins Oberhaus gewählt wurde. Eine Hoffnungsträgerin, die sich wortgewandt und so schnell wie kaum eine andere vor ihr im Senat zurechtfindet, beobachteten Kollegen. Seit vergangenem Donnerstag ist Katie Britt nun die Frau, die eine Rede am Küchentisch gehalten hat, in ihrem Haus in Montgomery. Sie sollte die Antwort sein auf Joe Bidens Rede zur Lage der Nation, in der sie ihn indirekt schwerer politischer Versäumnisse bezichtigte. Theatralisch waren ihre Worte, ihr Auftritt überdreht. Er wurde in den sozialen Medien zerrissen und gefeiert und in der Comedyserie "Saturday Night Live" von Scarlett Johansson parodiert. Bleibt die Frage: Wer ist diese Frau, die da als vermeintliches politisches Versprechen vor einer blankgeputzten Spüle saß und Ängste schürte?

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Sie ist die erste Frau, die für den zutiefst konservativen Staat Alabama in den Senat gewählt wurde. Eine, die das Waffentragen als gottgegebenes Recht begreift und sich für striktere Grenzpolitik einsetzt. Trumps Unterstützung hat sie, der sie einmal eine "furchtlose America-First-Kämpferin" nannte und in ihr einen "großartigen Kontrast" sah zu einem "wütenden und offensichtlich sehr verstörten Präsidenten", wie er nach ihrer Gegenrede auf seiner Homepage schrieb. Seit mehr als einem Jahr macht die 42-Jährige Politik in Washington, nachdem sie mühelos an ihrem Hauptkonkurrenten Mo Brooks vorbeigezogen war. Ihre politische Laufbahn begann im Büro ihres Vorgängers Richard Shelby, für den sie als Pressesprecherin arbeitete, bevor sie Jura studierte. 

Die Zukunft jeder Familie startet am Küchentisch, findet Katie Britt

Geboren ist Katie Britt in Enterprise, Alabama, als älteste von vier Töchtern. In den Biografien, die in den vergangenen drei Monaten über sie erschienen sind, tritt sie als eine Frau auf, die sich aus bescheidenen Verhältnissen herausgearbeitet hat – aus dem Eisenwarenladen ihrer Familie. Sie studierte an der Universität von Alabama zunächst Politikwissenschaften und lernte ihren Mann Wesley Britt kennen: groß, breitschultrig, Kapitän des Football-Teams. Seit 2008 sind der ehemalige NFL-Spieler und Katie Britt verheiratet. Sie haben eine Tochter und einen Sohn, die noch zur Schule gehen. Die Republikaner sieht sie als Partei der "hart arbeitenden Eltern und Familien", und so inszeniert sich die Politikerin auch auf Instagram als amerikanische Frau und Mutter, die mit ihrer Familie am Küchentisch zusammenkommt, dort, "wo unsere Zukunft startet", schreibt Katie Britt. 

Nicht nur die Küche sieht aus wie ein Ausstellungsstück, auch Britts Leben scheint poliert und aufbereitet, samt tieferer Erkenntnis: 2011 wurden sie und ihre Familie in Tuscaloosa von einem Tornado getroffen, sie blieben unverletzt. Danach aber habe Katie Britt nach eigener Aussage begriffen, dass jeder Tag ein Geschenk sei. Damals arbeitete sie noch als Anwältin, bevor sie dann mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem ersten Praktikum dort in Shelbys Büro zurückkehrte, erst seine Wiederwahl mitorganisierte und schließlich zu seiner Stabschefin befördert wurde. Das war 2016. Zwei Jahre später machte sie erstmals in Alabama auf sich aufmerksam, als sie an die Spitze des Wirtschaftsrates gewählt wurde und sich während der Pandemie für die Kampagne "Keep Alabama Open" einsetzte. Bis heute setzt sich sich als Senatorin für Alabama ein und verspricht ihren Wählerinnen und Wählern, die Steuern niedrig zu halten, die heimische Produktion anzukurbeln und illegale Einwanderung einzudämmen: Vor allem Sicherheit will sie verkaufen.

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Beobachter meinen, ihre politischen Ansichten seien gemäßigter als die von Trump

Wie Donald Trump ist Katie Britt für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Doch nicht in allen Punkten scheint sie an Trumps Seite zu stehen. Leise klang da in einem Interview mit der US-amerikanischen Tageszeitung "Politico" im vergangenen Jahr an, dass sie für mehr Dialog und weniger Angriff sei: Man müsse meinungstechnisch nicht zu hundert Prozent übereinstimmen, um seinem Gegenüber Respekt zu zollen. Beobachter meinen, ihre politischen Ansichten seien gemäßigter als die ihres mächtigen Unterstützers. Auch deshalb bleibt ihr Vorankommen ein Balanceakt. Einstweilen bleibt sie die rechtschaffene, christliche Mutter aus Alabama, eine Frau scheinbar mitten im Leben, die am Küchentisch das Ende der Zivilisation heraufbeschwört.

Quellen:  BBC; "USA Today", "Politico"; "New York Times"

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